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 1.Kapitel ~Eine Freundschaft geboren im Leid, hält für die Ewigkeit~

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Enrico
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BeitragThema: 1.Kapitel ~Eine Freundschaft geboren im Leid, hält für die Ewigkeit~   1.Kapitel ~Eine Freundschaft geboren im Leid, hält für die Ewigkeit~ EmptyMi Jan 05, 2011 3:09 pm

1.Kapitel
~Eine Freundschaft geboren im Leid, hält für die Ewigkeit~
Toni atmete tief durch, dann lief er durch das Eingangstor des Friedhofes und über den Kieselsteinweg zum Grab seines Freundes.
Schon von weitem war der weiße Obelisk zu sehen. Aus dem allgegenwärtigen Grau der Nacht, stieß der glänzende Marmor wie ein Hoffnungsschimmer hervor. Über seiner Spitze hing eine schwarze Lederjacke. Verwittert und zerrissen, hatte sie unter den vielen Jahren hier gelitten und war kaum wieder zu erkennen. Zu Lebzeiten hatte Enrico sie getragen. Es war die Jacke des Anführers gewesen, die des Oberhauptes der Wölfe. Dieser Clan hatte Frieden gebracht, Enrico hatte die streitenden Gangs vereint, hatte so die Wölfe zum größten Clan Brooks gemacht und trotzdem hatten sie gegen ihre Erzfeinde nicht den Hauch einer Chance gehabt. Ohne Vorwarnung waren die roten Drachen über sie hergefallen und hatten alles vernichtet, was sein Freund aufgebaut hatte.
Vor den Bildern, die in Tonis Kopf erneut aufkeimten, als er die letzten Schritte an das Grab seines Freundes heran trat, schloss er die Augen. Er sah es vor sich, wie sie Enrico traten und schlugen, bis er nur noch Blut erbrach und wie sie die alte Lagerhalle anzündeten, als sie meinten er habe genug. Die Schmerzensschreie seines Freundes hörte Toni so deutlich, als wenn er noch dort wäre, selbst das verbrennende Fleisch glaubte er riechen zu können. Er wollte es nicht mehr sehen, nie wieder. Warum lebte er dieses beschissene Leben eigentlich noch? Nur mühsam schaffte er es, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Sein kleines Mädchen und ihre Mutter, Kira und Anette.
Ein Seufzer verließ Tonis Lippen, bevor er sich dazu zwang wieder aufzusehen. Für sie war er noch am Leben, aber das änderte nichts daran, dass er es hasste hier und nicht am selben Tag gestorben zu sein, wie Enrico. Schwer genug verletzt war er gewesen, er hatte sogar im Komma gelegen. Warum hatte sein Körper nicht aufgegeben, so wie der seines Freundes?
Tonis Blick glitt von der Spitze des Obelisken abwärts, bis zur eigentlichen Grabstätte. Ein Meer aus Blumen und Kränzen, noch immer wurde es regelmäßig besucht und gepflegt. Toni war also nicht der einzige, der nicht vergessen konnte, aber warum eigentlich? Warum tat er sich das jede Nacht aufs Neue an? Sein Freund wurde davon auch nicht wieder lebendig und trotzdem wollte er ihm immer wieder Bericht erstatten, von seinem scheiß Tag erzählen, in der Hoffnung, er würde dadurch irgendwie besser werden. Aber alles, was er fand, war Leere und die Erinnerungen an ihren letzten gemeinsam Kampf.
Nein, er wollte nicht daran denken, nicht schon wieder. Er wollte hassen!
Toni ballte die Hände zu Fäusten. Wut und Verachtung erfüllte ihn und schob die Erinnerungen bei Seite.
„Ich hab heute wieder einen von ihnen über den Haufen geschossen“, berichtete er. Schweigen. Nichts. Schon seit fünf Jahren kam keine Antwort mehr zurück. Wie lange würde er das noch ertragen können?
Von der Grabstätte wanderte Tonis Aufmerksamkeit auf einen Schriftzug im Sockel des Obelisken.

Enrico River
1985-2005
~Bis in den Tod, doch du kommst nie mehr zurück~

„Bis in den Tod …“, flüsterte er. Wenn es doch nur wie früher gewesen wäre, wenn Enrico den Satz zu Ende bringen würde. Er hätte so ganz anders gelautet, als der, den er hatte auf sein Grab meißeln lassen. So oft hatte ihnen dieser Spruch in aussichtslose Situation geholfen, hatten ihnen Mut und Zuversicht gegeben und nun war er so endgültig wie der Tod selbst.
„… und wieder zurück“, murmelte Toni, als wenn er dem Freund bei seiner Antwort helfen, den Grabspruch mit seinen Worten hätte ändern können. Aber nur Stille blieb, trug seine Worte fort, als wenn es sie nie gegeben hätte.

An die Stelle der ersehnten Antwort trat der schrille Rufton seines Handys. Erschrocken fuhr Toni zusammen. Was sollte das mitten in der Nacht? Welcher Gott verdammte Teufel wollte ihn bitte erreichen und musste ihn so erschrecken? Er hatte keinen Nerv mehr für so was.
Toni atmete schwer aus, um sich wieder zu beruhigen, dann griff er in seine Jackentasche und kramte sein Handy hervor. Auf dem Display leuchteten drei Buchstaben: „JAN“. Was wollte der Kerl? Seit gut fünf Jahren hatte er nichts mehr von ihm gehört, nicht ein Wort. Nach dem verlorenen Bandenkrieg hatte sich der verbündete Polizist aus dem Staub gemacht, war geflohen vor der Zerstörung und den immer wiederkehrenden Angriffen der roten Drachen, die auch die letzten Wölfe zu vernichten versuchten. Dieser elende Feigling! Was brachte ihn dazu, sich ausgerechnet jetzt zu melden?
Lange rang Toni mit sich, ob er den Anruf wirklich annehmen sollte. Etliche Male schrillte der Klingelton über den Friedhof, bis seine Neugierde siegte.
„Was willst du?“, rief er schroff in das Gerät.
„Bist du allein?“, kam zurück. Ja sicher war er das. Wer hätte schon den Mut gehabt, ihn mitten in der Nacht zu begleiten. Enrico war ja nicht mehr ...
“Was willst du?”, wiederholte Toni gereizt und schob den Gedanken an seinen Freund abermals beiseite.
“Deine Hilfe!” Ach wirklich? Wen kümmerte das? Wo war denn seine Hilfe die ganzen Jahre über? Dieser Bitte entgegnete Toni nichts als Schweigen.
“Toni, es ist ernst!” Jans Stimme klang verzweifelt und angespannt, ungewohnt für Tonis Ohren, aber noch lange kein Grund auf das Gespräch einzugehen:
“Du weißt schon mit wem du hier sprichst, oder?” Er hatte den Kerl noch nie ausstehen können und auch nie ein Geheimnis daraus gemacht.
“Ja und das macht es nicht einfacher. Du musst nach New York kommen!” Er musste was? Auf keinen Fall. Er hatte seine Familie hier, seine Lebensgefährtin, seine Tochter, die würde er sicher nicht in diesen gefährlichen Stadt zurück lassen:
“Ich denk nicht daran.”
“Doch, du musst einfach! Du bist der Einzige der hier noch helfen kann. Ich hab dir schon ein Flugticket geschickt.” Ja und? Das sollte ihn jetzt überzeugen? Wieder hielt es Toni nicht für nötig zu Antworten.
“Komm schon Toni. Mir liegt es nicht Menschen zu überreden, schon gar nicht dich”, erneut schwang Verzweiflung in Jans Stimme.
“Nenn mir einen guten Grund warum ich hier alles stehen und liegen lassen sollte?”
“Ganz einfach. Weil du seit Enricos Tod keinen Sinn mehr im Leben siehst und ich das ändern könnte. Die Beamten der Flughäfen hab ich schon bestochen, der Rest liegt bei dir.” Damit beendete Jan das Gespräch. Ungläubig hob Toni das Handy vom Ohr und sah auf das Display. Er hatte doch tatsächlich aufgelegt.
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