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 1. Kapitel ~Der schwarze und der weiße Wolf~

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Enrico
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1. Kapitel ~Der schwarze und der weiße Wolf~ Empty
BeitragThema: 1. Kapitel ~Der schwarze und der weiße Wolf~   1. Kapitel ~Der schwarze und der weiße Wolf~ EmptyMi Feb 07, 2018 5:14 am

1. Kapitel
~Der schwarze und der weiße Wolf~

Jetzt mach ich das schon drei Monate lang in Aarons Auftrag, aber an diese Schießereien habe ich mich noch immer nicht gewöhnt. Mir dröhnen die Ohren von dem Lärm, jede Faser meines Körpers ist angespannt.
Die Trommel meines Revolvers ist leer. Mit zitternden Händen greife ich in die Taschen meiner Jacke und suche nach weiteren Patronen.
„Das gibt es doch nicht, dass ihr euch von zwei Kindern fertig machen lasst! Legt sie endlich um!“, schreit einer der Kerle, die es auf mich abgesehen haben.
Schüsse hämmern in den Beton des Pfeilers, hinter dem ich Schutz gesucht habe. Bei jedem Einzelnen zucke ich zusammen. Wenn ich nur meine Hände unter Kontrolle bringen könnte, ich bekomme die Munition einfach nicht in die Trommel.
Wieder kracht eine Kugel in den Pfeiler, sie schlägt ein Stück Beton aus.
Ein Blitz des Entsetzens durchfährt mich. Bin ich getroffen worden? Nein, nichts, kein Blut kein Schmerz.
„Daneben!”, schreie ich meine Gegner an. Das macht mir Mut. Ich zwinge mich zur Ruhe, fülle die Trommel mit Patronen und drehe sie ein.
Was treibt Toni eigentlich die ganze Zeit? Mein Leibwächter ist für die Drecksarbeit zuständig. Warum hat er diese Kerle nicht längst erschossen?
„Bandel! Tu endlich was!”, schreie ich seinen Nachnamen so laut, dass meine Stimme als Echo von den Wänden der Lagerhalle zurück geworfen wird.
„Tu gefälligst selbst mal was! Ich kann nicht alles alleine machen”, ruft Toni vom anderen Ende der Halle.
Es tut unendlich gut, seine Stimme zu hören. Er ist am Leben, das erleichtert mich. „Ich hasse es zu töten!”, rufe ich ihm zu. Kann Toni diese Typen nicht einfach über den Haufen schießen, so wie sonst auch immer?
„Herrgott tu’s einfach, Enrico! Ich muss vielleicht auch mal nachladen.”
„Verdammt legt zuerst den schwarzen Wolf um!“, schreit einer unserer Feinde.
Ein lauter Knall und dann folgt ein Schrei, der langgezogen durch die Halle schallt und schließlich erstirbt. Sicher hat Toni wieder einen erwischt, denn seine Stimme war das nicht. Sehr gut, bleiben noch Zwei.
Wieder schlägt eine Kugel in den Pfeiler ein. Ich zucke zusammen. Können die Kerle nicht mal wo anders hin schießen? Wie soll ich sie ausschalten, wenn ich nicht mal aus der Deckung komme? Ich lege den Finger um den Abzug meiner Waffe. Wenn ich richtig mitgezählt habe, sind die Trommeln meine Gegner gleich leer. Ob ich es wagen kann nachzusehen?
Einen flüchtigen Blick werfe ich um den Pfeiler herum. Wo sind die zwei Männer, die noch übrig sind? Ich suche die Halle nach ihnen ab.
Irgendwo blitzt eine Waffe auf, es donnert laut.
Gerade noch rechtzeitig kann ich den Kopf einziehen. „Scheiße!”, fluche ich und drücke mich mit dem Rücken an den Pfeiler. Mit geschlossenen Augen warte ich ab. Wie ich das hier hasse!
„Enrico, rechts von dir!”, ruft Toni.
Ich reiße die Augen auf und sehe nach rechts.
Da ist eine Waffe und ihr Lauf zielt auf mich.
Ich reiße meinen Revolver hoch und schieße. Immer wieder ziehe ich den Hahn und drücke ab, so lange bis keine Kugel mehr in der Waffe ist.
Der Mann vor mir bricht zusammen, er sackt auf die Knie. Sein Gesicht ist eine einzige zerfetzte Wunde, in seiner Brust klaffen zwei Löcher.
Mir wird schlecht, ich wende den Blick ab. Jetzt habe ich schon wieder die Kontrolle verloren und was noch viel schlimmer ist, meine Trommel ist leer. Mit einem tiefen Seufzer klappe ich sie auf. Wenn ich so weiter mache, habe ich bald keine Munition mehr. Mit zitternder Hand durchsuche ich meine Jackentasche, ich kann noch zwei Patronen erfühlen, als sich der Lauf einer Waffe gegen meine Schläfe drückt.
„Das war mein kleiner Bruder, du Missgeburt! Ihr verdammten Wölfe!”, schreit mich eine raue Männerstimme an.
Ich sehe eine Hand, den Zeigefinger um den Abzug. Mir stockt der Atem. Verdammt! Ich will noch nicht sterben!
Die Zeit scheint stehen zu bleiben. Ich sehe mein Leben noch einmal an mir vorbeiziehen: Meine Kindheit mit meinem Bruder, bei der wir unsere Eltern viel zu früh verloren. Die Zeit als ich meinen Leibwächter Antonio kennen lernte. Der erste Kuss mit ihm und der zweite, unsere erste gemeinsame Nacht.
Ein lauter Knall, dröhnt mir in den Ohren. Ich schließe die Augen.
Bin ich tot? Fühlt sich so sterben an? Seltsam, es tut nicht einmal weh.
„Du bist noch immer ein Anfänger!”, sagt Toni.
Ich kann seine warme Hand auf meiner Schulter spüren. Vorsichtig öffne ich erst eines, dann das andere Auge.
Kopfschüttelnd steht Toni neben mir. Seine schwarzen Haare fallen ihm locker ins Gesicht und rollen sich an ihren Spitzen zu kleinen Locken zusammen. Seine linke Augenbraue durchzieht eine rote Narbe. Die smaragdgrünen Augen schauen spöttisch.
Ich sehe an ihm vorbei.
Der Kerl, der mich bedroht hat, liegt mit einer Schusswunde im Kopf am Boden, wie immer mittig zwischen die Augen. Sein Blut verteilt sich auf dem Boden.
„Musst du die immer regelrecht hinrichten? Geh mal ein bisschen sparsamer mit unserer Munition um! Die ist teuer”, sagt Toni. Er nimmt seine Hand von meiner Schulter und geht vor dem Toten in die Hocke. Ungeniert sucht er die Leichen nach Wertsachen und Munition ab.
Ich nehme seine Worte nur gedämpft wahr. In meinem Kopf dröhnen noch immer die viel zu lauten Schüsse. Als ich mich erhebe zittern meine Knie. Ein Gefühl von Schwerelosigkeit breitet sich in mir aus. Wir haben überlebt, mal wieder.
„Komm schon! Sehen wir nach, wo sie Aarons Kohle gebunkert haben. Ich will hier raus, bevor die Bullen aufkreuzen.” Toni geht voraus.
Ich folge ihm und fühle mich, als wenn ich auf Wolken schwebe. Noch immer rast mein Herz, ich spüre es bis an den Hals schlagen. 'Die Typen sind tot, wir leben noch, alles ist gut' - sage ich mir immer wieder.

Über eine Treppe folge ich Toni in den ersten Stock. Ganz allmählich lässt das Kribbeln in meinen Adern nach, meine Gedanken werden wieder klar.
Toni öffnet eine Tür.
In dem Raum dahinter, gibt es nur einen Tisch und ein großes leeres Regal. Auf der Tischplatte liegt ein schwarzer Aktenkoffer.
Wir gehen auf ihn zu. Toni öffnet den Verschluss und klappt den Deckel auf. Etliche gebündelte Geldscheine kommen zum Vorschein.
Mein Leibwächter verschafft sich einen groben Überblick. „Sieht so aus, als wäre noch alles da. Also dann Abflug!”, sagt er.
„Den nehme ich!”, sage ich und reiße den Koffer an mich.
Toni wirft mir einen misstrauischen Blick zu. „Was geht schon wieder in deinem kranken Kopf vor sich?”, fragt er. Die Arme stemmt er in die Seite.
Ein breites Grinsen schleicht sich mir ins Gesicht. „Nichts?”, lüge ich. Mit dem Koffer unter dem Arm, verlasse ich das Büro.
Tonis Schritte eilen mir nach. „River!“, ruft er wütend meinen Nachnamen, „Treib mich nicht in den Wahnsinn! Wir bringen die Kohle zu Aaron und dann geht’s nach Hause. Ich hab die Schnauze voll für heute!”
„Ja, ja!” Mit schnellen Schritten laufe ich die Treppe nach unten und durch das offene Rolltor ins Freie.
Toni ist mir dicht auf den Fersen. Seine Hand packt meinen Arm, er dreht mich zu sich. „Ich verstehe da keinen Spaß, Enrico! Der Koffer kommt zurück zum Chef und wir gehen nach Hause!”
„Aaron wird sein Geld bekommen“, sage ich so ernst es mir möglich ist, doch ich kann nichts gegen das Grinsen tun, dass sich mir ins Gesicht zwingt.
„Wenn du wieder irgendwelche Scheiße baust, hau ich dir ein paar aufs Maul, ich schwör's dir!“ Toni gibt mich frei.
Wir laufen zu unseren Motorrädern und steigen auf. Während wir die Maschinen starten, sage ich: „Wir bringen den Koffer zurück, aber nicht sofort.” Wir haben unser Leben doch nicht dafür riskiert ihn einfach nur abzuliefern.
Tonis finsterer Blick ist mir sicher.
Ich gebe Gas und fahre mit quietschenden Reifen los.
Er fällt hinter mir zurück, doch nicht für lange. Kaum einen Moment später taucht seine Maschine neben meiner auf. „Du Irrer! Was hast du jetzt wieder vor?”, schreit er gegen den Fahrtwind an.
„Ich bin mit Erik beim Pokern verabredet. Dort werde ich die Kohle verdoppeln und wir können endlich unsere Fabrik kaufen.”
„Dir ist wohl die Schießerei eben nicht bekommen, was?”
„Was denn? Traust du meinen Falschspielerkünsten nicht?“
Tonis Mine verfinstert sich weiter. „Gib mir den Koffer du Wahnsinniger!”
Ich weiche ihm aus, Toni greift ins Leere.
„Sie lieber nach vorn!”, sage ich.
Toni schafft es gerade noch so einem entgegenkommenden LKW auszuweichen.
Während er nun gezwungen ist der Straße gerade aus zu folgen, biege ich ab. „Wir treffen uns im Midnightsclub!”, rufe ich ihm zu. Um den gewonnenen Abstand auszubauen, schalte ich einen Gang höher und gebe ordentlich Gas.
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