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 2. Kapitel ~Eine Frage des Vertrauens~

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Enrico
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2. Kapitel ~Eine Frage des Vertrauens~ Empty
BeitragThema: 2. Kapitel ~Eine Frage des Vertrauens~   2. Kapitel ~Eine Frage des Vertrauens~ EmptySo März 27, 2011 7:53 pm

2. Kapitel
~Ein Frage des Vertrauens~

Ich weiß nicht, wie lange wir so stehen und ich einfach hemmungslos heule. Der fette Klos in meinem Hals wird langsam kleiner, ich fühle mich nicht mehr kraftlos und schwach. Mein Atem beruhigt sich, ich kann aufhören zu schluchzen und finde den Half auf meinen Beinen wieder. 

Toni legt seinen Kopf auf meinen, er vergräbt das Gesicht in meinen Haaren und gibt mir einen Kuss. Ich lasse meine Stirn an seinen Oberkörper gelehnt und atme noch einige Male tief aus und ein, bis ich mich wieder ganz gefangen habe, dann erst öffne ich die Augen. 
Zögernd löse ich meinen festen Griff aus dem nassen Stoff seines Shirts und streiche ihn glatt, während sich ein Lächeln auf mein Gesicht stielt. Toni hat es wirklich nicht leicht mit mir, erst beschimpfe ich ihn, dann heule ihm die Ohren voll und versau ihm dabei sein T-Shirt. 
“Ich bin ein ganz schöner Idiot, was?”, gebe ich zu.
“Das kannst du laut sagen!”, erwidert er und lockert seine Arme um mich. Ich schmunzele noch einmal über mich selbst, während ich meine Hände an ihm herabsinken lasse. Ich kann jeden seiner Muskel unter dem nassen Shirt spüren, sein wilder Geruch erfüllt meine Atemluft, ich bin ihm so nah, wie schon seid etlichen Tagen nicht mehr. Mir kommt der Gedanke, alles auf meine Art wieder gut zu machen, ganz ohne Worte. Ich will ihn wieder an mich binden, ihn von mir abhängig machen, so wie ich es von ihm bin, damit er nie wieder auf die Idee kommt, die Stadt zu verlassen. 
Als ich das Ende seines Shirts erreicht habe, fahre ich mit meinen Händen darunter, ich will seine warme Haut spüren. Er zuckt unter meiner Berührung zusammen, meine Finger sind kalt und zittern während ich sie über seine Bauchmuskeln führe. Mein Herz schlägt immer schneller, ich spüre die Aufregung in mir aufsteigen, wie immer wenn ich das tue. Wird er mich abwehren, mich nach all dem überhaupt an sich heran lassen? Das Verlangen nach ihm durchströmt meinen Körper, ich spüre es einer Armeisenarme gleich auf meiner Haut, ich kann nicht mehr zurück. Ich fahre seine Bauchmuskeln hinab und lege meine Finger um seinen Gürtel und den Hosenbund. 
“Enrico?!”, fragt er erschrocken. 
“Du hast gesagt, du wärst mehr als mein Leibwächter. Dann beweise es mir!”, fordere ich ihn heraus und sehe zu ihm hinauf. Ich setze mein gefährlichstes Grinsen auf, während ich seine Gürtel öffne.
Toni löst seine Umarmung ganz, er legt seine Hände über meine und hält sie fest.
“Nicht hier!”, meint er.
“Warum nicht? Wenn Raph uns zusammen sieht, wird er schon von allein wieder gehen”, entgegne ich ihm, nicht bereit jetzt aufzuhören. Ich entziehe mich seinem Griff und öffne den Knopf unter dem Gürtel. Als ich seinen Reißverschluss aufziehen will, hält er mich erneut fest. Ich werfe einen grimmigen Blick hinauf, warum lässt er mich nicht einfach machen?
“Ich brauch dich hier und jetzt, ist mir egal ob du willst oder nicht!”, fordere ich ihn auf und dränge mich gegen ihn. Daraufhin stößt er meine Hände grob von sich, sein Blick wird genervt und wütend. 
“Genau das mein ich! Hör endlich auf mir gegenüber den Chef raus hängenzulassen. Ich hasse das!”, brummt er. Er geht zwei Schritte von mir zurück und läuft dann um mich herum. Ich seufze während ich ihm voller Sehnsucht nachsehe. Hat er recht, bin ich schon wieder zu dominant? Er lässt sich auf dem weißen Sofa nieder und sieht auf den Marmortisch. Ich atme tief durch und gehe auf den Sessel zu, in dem er zuvor gesessen hat. Mit den Armen stütze ich mich auf die Rückenlehne und mustere ihn einen Moment lang, bevor mir eine Antwort einfällt:
“Na schön! Was soll ich sonst tun, um dich rumzukriegen, wenn nicht auf die harte Tour?” Ich kenne nichts anderes, für gewöhnlich muss ich ihn mir einfach nehmen, damit ich ihn überhaupt habe. Mit seiner Sexualität kommt er noch immer nicht klar, besonders nicht, wenn wir nicht in einem hermetisch abgeriegelten Raum sind.
Toni antwortet nicht, er sieht mich noch nicht einmal an. Wie ich das hasse, ich verzehre mich nach ihm und er lässt mich links liegen. 
“Toni!”, brumme ich ihn an.
“Warum glaubst du überhaupt mich rumzukriegen, nach all dem?” Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu. Habe ich etwas falsch verstanden, haben wir uns nicht gerade wieder vertragen? Ich drücke mich von der Lehne des Sessels ab und drehe ihm den Rücken zu. Ganz automatisch verschränke ich die Arme vor der Brust, mit dem Fuß trete ich immer wieder in den Teppich und beobachte mein Tun mit gespielter Aufmerksamkeit. Es gibt eben doch nur die Möglichkeit ihn einfach zu überwältigen, bis er nicht mehr widerstehen kann. 
“Du könntest ja auch mal zur Abwechslung anfangen!”, brumme ich in mich hinein, “Ich hätte nichts dagegen auch mal zu merken dass du mich willst!” Die Traurigkeit von eben überkommt mich erneut, ich spüre, wie sie in mir aufsteigt und sich mein Blick trübt. Ich kämpfe die Tränen zurück, für heute habe ich genug geheult. Ich will ihm doch einfach nur nah sein, ihn spüren und alles vergessen. Was ist daran falsch? Wenn ich nur wüste, was wirklich in ihm vorgeht, er setzt alles dran, seine wahren Gefühle vor mir und der Welt zu verbergen, dass ich mir manchmal selbst nicht mehr sicher bin, was er eigentlich will, mich, Anette, uns beide oder nichts von alledem?
“Und du könntest zur Abwechslung einfach mal nett zu mir sein”, seine Stimme ist auf einmal so nah, dass ich seinen Atem im Genick spüren kann. Ein Schauer läuft mir den Rücken hinab, ich habe gar nicht gehört, wie er zu mir gekommen ist. Wenn ich mich jetzt umdrehe, bin auf Augenhöhe mit ihm und seinen Lippen so nah das ich sie küssen könnte, bei diesem Gedanken muss ich schwer schlucken. Ich versuche meine bebende Stimme unter Kontrolle zu halten, als ich ihm entgegne:
“Ich wollte ja nett zu dir sein, wenn du mich gelassen hättest” Ich lege die Hände krampfhaft um meine Arme, um meine Finger im Zaum zu halten, die nach ihm greifen wollen. Ich will mich zu ihm umdrehen, ihm die Kleider vom Leib reißen und ihn besinnungslos machen vor Begierde, aber ich will auch, dass er es will.
“Und wenn mir nett allein nicht ausreicht?”, haucht er mir in den Nacken. Erneut rinnt mir ein Schauer über den Rücken. Was meint er damit? Toni beantworte meine unausgesprochene Frage, ohne das ich etwas sagen muss:
“Ich will heute Nacht führen. Ich sage wann, wo und wie. Du folgst meinen Anweisungen und ich habe freie Hand, mit dir zu tun, was immer ich will.” Ich schlucke schwer bei seinen Worten. Ist das sein ernst? Sein Tonfall ist gefährlich und anziehend zu gleich, ich kann nicht länger widerstehen, ich muss mein Kopf in seine Richtung drehen. Seine smaragdgrünen Augen erwarten mich herausfordernd, sein Blick ist lüstern.
Ich weiß nicht, ob ich dazu in der Lage bin, ob ich seinen Anweisungen blind folgen und ihm wirklich freie Hand lasse kann, aber der Gedanke reizt mich. 
Ich will wissen, wie es sich anfühlt, ihm mit Leib und Seele ausgeliefert zu sein. 
“Na schön, von mir aus. Du bist der Chef!”, hauche ich ihm ins Gesicht. Wenn er nur mit mir schläft, bin ich breit alles für ihn zu tun. 

Er steigt vom Sessel und geht voraus, ich folge ihm, als er die Tür der Villa öffnet und hinaus ins Freie tritt. Ich bin gespannt, auf das was mir bevorsteht und beobachte jede seiner Bewegungen. Er bleibt einige Meter abseits der Villa stehen und sieht zu mir zurück, er warte bis ich zu ihm aufgeschlossen habe, dann laufen wir schweigend nebeneinander her. Immer wieder sehe ich zu ihm hoch und hoffe, an seinem Blick ablesen zu können, was er vorhat. Nichts regt sich in dem ebenmäßigen Gesicht, er sieht mich noch nicht einmal an, seine Stirn runzelt sich, als wenn er über etwas wichtiges nachdenkt, das ist nicht der Blick, den er macht, wenn er über mich herfallen will. Ich seufze schwerfällig und sehe gen Boden., es wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein.
“Was hast du?”, will er von mir wissen, als er mein Stöhnen hört. Ich sehe wieder zu ihm auf und lege einen trübsinnigen Blick auf, als ich ihm sage:
“Du hast nie vorgehabt mich hier draußen irgendwo flach zu legen oder? Das war nur ein Vorwand, um mit mir zu reden.” Seine Geschichtszüge verdunkeln sich, er stemmt die Arme in die Seite und bleibt stehen, von oben herab sieht er mich an, als auch ich inne halte.
“Ist das alles, wozu ich deiner Meinung nach tauge? Für deine Drecksarbeit und zum Vögeln?” Will er darauf wirklich eine Antwort haben? Ich sehe einen Moment lang schweigend zurück. Sicher hat Toni noch weitere Vorzüge, aber die sind mir gerade ziemlich egal.
“Im Moment ja, genau dafür!”, entgegne ich ihm trocken. Ich habe den Satz noch nicht beendet, da ballt Toni sein rechte Hand zur Faust. Wir stehen so nah beieinander, dass ich den Schlag nicht kommen sehe, der mich am Kopf trifft. Die Wucht des Schlages hebt mich von den Beinen, bevor ich überhaupt realisiere, was passiert, liege ich wie eine Schildkröte auf dem Rücken im Sand. Benommen sehe ich auf, die Welt dreht sich um mich herum, ich spüre, wie mir warmes Blut von der Stirn in die Augen läuft. Dieser Dreckskerl hat mit aller Kraft zugeschlagen und mich völlig unvorbereitet erwischt. Mein Blick trübt sich, ich muss immer wieder blinzeln, um die Tränen loszuwerden, die sich automatisch ihren Weg an die Oberfläche suchen wollen. Ich greife mir an die schmerzende Stirn, wische das Blut zur Seite und sehe es mir auf den Fingerkuppen an. Entesetzt sehe ich zu Toni zurück. Was hat ihn geritten so hart zuzuschlagen? In Tonis Gesicht kann ich keine Reue lesen, er stellt sich über mich und lässt sich auf meinen Oberschenkeln nieder, während er erneut zum Schlag ausholt, betrachtet er mich erhaben.
“So redest du nie wieder mit mir!”, brüllt er. Seinen zweiten Schlag sehe ich kommen und fange ihn mit der linken Hand ab. Im Nahkampf bin noch immer ich der Stärkere von uns beiden. Während ich seine Faust blockiere, schlage ich mit der rechten Hand zu, ich treffe Toni mitten im Gesicht. Die Wucht des Schlages lässt ihn zur Seite kippen, auch ich habe mich dieses Mal nicht zurück genommen. Toni bleibt mit dem Rücken im Sand liegen, er sieht wütend zu mir zurück, während er sich mit dem Handrücken das Blut von der aufgeplatzten Lippe wicht. Ich nutze die Tatsache, dass mich sein Gewicht nicht mehr belastet und rolle mich auf ihn. Mit geballte Faust, bin ich es nun, der schreit:
“Ich rede mit dir, wie ich es für richtig halte. Ich hab die Schnauze so voll davon, dass ich dich immer erst anbetteln muss, wenn ich mal mit dir pennen will. Nur weil du nicht damit klar kommst. Was ist bitte so unheimlich schlimm daran schwul zu sein?”
“Das hat doch gar nichts damit zu tun, du dämlicher Idiot!”, faucht er zurück und versucht sich unter mir weg zurollen. Ich verlagere all mein Gewicht auf ihn, damit er mir nicht entkommt.
“Ach nein? Warum müssen wir uns dann immer erst einschließen, wenn wir’s miteinander treiben wollen? Warum immer nur im Bett und immer nur wenn du willst?” Wie ich das schon all die Jahre gehasst habe, dieses ständige hin und her. Mal sind wir mehr als Freunde, mal nicht, das halte ich einfach nicht mehr aus. Ich will ihn, wenn mir danach ist, nicht wenn die Umstände mal passend sind.
“Halt endlich deine Klappe! Uns kann hier jeder hören!”, protestiert er energisch, während er sich umsieht. 
“Ist mir doch scheiß egal. Es weiß doch eh schon jeder”, fauche ich ihn an. Ich weiß, dass ich mir damit keinen Gefallen tue, aber ich muss all das einfach aussprechen. Wem wollen wir auch noch etwas vormachen? Ich bin mir sicher, dass selbst unsere Frauen längst über uns Bescheid wissen, wir können aufhören mit diesem Versteckspiel. Ich hole tief Luft und schreie so laut ich kann, damit mich auch wirklich jeder hören kann:
“Toni Bandel steht auf Männer und er schläft mit mir!” 
“Jetzt reicht’s! Halt endlich dein dreckiges Maul!”, kläfft er. Mit aller Gewalt stemmt er sich gegen mich. Ich bringe nicht die nötige Kraft auf, um ihn unter mir ruhig zu halten, er drückt mich zur Seite weg, mit den Rücken in den Sand. Als ich unter ihm liege, setzt er sich wieder auf mich und zieht seine Pistole aus dem Hosenbund. Was soll das jetzt wieder?
“Ich hab jetzt das Sagen, hast du das schon wieder vergessen?”, schreit er und hält mir die Waffe an die Stirn, ich sehr ihn grimmig zurück. Glaubt er ernsthaft, mich mit Waffengewalt einschüchtern zu können? Das haben schon ganz andere vergeblich versucht.
“Du elender Feigling! Fühlst du dich nur mit einer Knarre stark genug, ums mit mir aufzunehmen!”, provoziere ich ihn und versuche ihn von mir zu drücken. Er packt meinen rechten Arm mit seiner freien Hand und fixiert ihn neben meinem Kopf. Ich zappele und winde mich unter ihm. Ich hasse es, wenn er über mir liegt, er ist zwanzig Kilo schwerer als ich und um einiges Größer, wenn er all sein Körpergewischt auf mich lädt, habe ich keine Chance mehr, mich zu befreien. Je heftiger ich mich wehre, um so härter wird sein Griff um mein Handgelenk, es beginnt zu schmerzt, meine Finger werden bereits taub. Toni legt den Zeigefinger um den Abzug, mein Blick wird noch hasserfüllter. Was will er damit beweisen? Als wenn er wirklich das Zeug dazu hat abzudrücken. 
“Verdammt noch mal! Jetzt halt endlich still!”, knurrt er. Ich denke nicht daran mich von ihm und seiner Pistole befehlen zu lassen. Mit finsterer Mine sehe ich ihn an und knurre:
“Ich denk nicht daran! Geh runter von mir du Schwuchtel!” In dem Moment, wo ich es ausspreche, fällt mir wieder ein, was Toni mit diesem Wort verbindet, Michael hat ihn damit als Kind beschimpft und verspottet. Ich will es wieder zurück nehmen, doch dafür ist es nun zu spät. Ein lauter Knall donnert neben mir in den Sand, ich spüre einen Luftzug an meiner Wange. Reflexartig schließe ich die Augen, während mir bewusst wird, dass er tatsächlich abgedrückt hat. 
“Nenn mich nie wieder so. Ich hab schon Männer für weniger kalt gemacht!”, faucht er so ernst, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Mein Herz schlägt mir bis an die Kehle, auf dem linken Ohr bin ich Taub. Ich verstehe die Welt nicht mehr, noch nie zuvor hat er auf mich geschossen, nicht einmal, als sein eigenes Leben davon abhing. 
Er setzt mir die Pistole auf die bebende Brust, ich spüre den heißen Lauf durch den Stoff des Hemd hindurch. Verstört sehe ich ihn an, so finster hat er mich noch nie gemustert. Ich bin mir nicht mehr sicher, wie weit er gehen wird. Habe ich den Bogen endgültig überspannt? Es stimm, jeden anderen hätte er längst erschossen. Ich schweige und mustere die smaragdgrünen Augen, der Zorn in ihnen erschrickt mich mehr, als die Waffe auf meinem Oberkörper. Ich will etwas sagen, aber mein Mund ist trocken und mein Kopf leer. Das erste Mal in meinem Leben bekomme ich Angst vor ihm, meine Beine beginnen unter seinem Gewicht zu zittern, sie fühlen sich schwach und wie aus Pudding an. Er verlagert sein restliches Körpergewicht auf mich und ich verschwinde in seinem Schatten. Ich muss schwer schlucken, obwohl sich keine Spuke mehr in meinem ausgetrockneten Mund befindet. Seine Gesichtszüge verhärten sich, im Augenwinkel kann ich sehen, wie sich sein Zeigefinger erneut um den Abzug zusammenzieht. 
“Toni!?”, rufe ich ihn panisch an, unfähig mehr als seinen Namen zu sagen.
“Ich hab gesagt du sollst deine Klappe halten!”, brüllt er so laut und wütend, dass mir auch noch das andere Ohr dröhnt. Ich schweige gehorsam und gebe es auf mich zu wehren. 

Wild mustere ich seine Augen, sein Blick lockert sich unmerklich auf, als er spürt, dass ich aufgebe. Sein Zeigefinger löst sich um den Abzug, er nimmt die Waffe von meinem Brustkorb und legt sie neben meinen Kopf in den Sand, dann fährt er mit seiner Hand über mein Hemd. Ich sehe ihn fragend an, darf ich jetzt wieder sprechen und mich entschuldigen? Ich hole Luft, um etwas zu sagen. Augenblicklich wird sein Blick wieder ernster, ich schlucke meine Worte hinunter, während ich seine Finger an meinem Gürtel spüren kann. Was hat er vor? Ich sehe flüchtig an mir hinab, als er die Schnalle öffnet. Mein Herzschlag wird noch schneller, ich muss ihn einfach fragen:
“To …” bringe ich nur heraus, bevor er mich erneut anschreit. 
“Noch ein Wort und ich leg dich um!”
“Aber …”, will ich protestieren. Toni lässt von meinem Gürtel ab und greift nach der Pistole, er setzt sie mir wieder auf den Brustkorb, während er genervt stöhnt. Ich schließe den Mund und presse die angestaute Luft, die ich zum Sprechen gebraucht hätte, durch die Nase hinaus. Ich will ihm doch nur sagen, dass es mir leid tut, dass ich das mit der Schwuchtel nicht so gemeint habe. Wieso nur lässt er mir keine Möglichkeit das richtig zu stellen. 
Er drückt mir den Lauf der Pistole so hart auf das Brustbein, dass es beim Atmen schmerzt. Ich beiße die Zähne fest aufeinander, sein fester Griff um mein Handgelenk lockert sich merklich auf, als er es frei gibt, wage ich dennoch nicht mich zu rühren. 
Er öffnet die Schnalle ganz und zieht den Gürtel aus meiner Hose, achtlos wirft er ihn von sich. Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Will er mich nun doch? Aber warum presst er mir dann seine Pistole mit aller Gewalt auf den Oberkörper? Ich habe nicht vor zu flüchten, oder doch? Die Art, wie er mich ansieht, ist mir unheimlich, er hat die Augenbrauen tief ins Gesicht gezogen und den Mund zu einer wütenden Fratze verzerrt, sein Zeigefinger liegt eng um den Abzug. Er wird sicher nicht zögern erneut abzudrücken, wenn ich nicht tue, was er verlangt. Ich bin ihm ausgeliefert und er geniest das sichtlich. Als ich schweige und ihn einfach nur erschrocken ansehe, breitet sich ein gefährliches Lächeln auf seinen Lippen aus. 
“Das nächste Mal, wirst du dir drei Mal überlegen, um was du mich bittest”, knurrt er bissig, ich mustere ihn fragend. Glaubt er das etwa wirklich? Was wird er denn dafür tun? Ich spüre, wie er mir die Hose ruckartig von den Schenkeln zieht, er ist so schnell, dass ich kaum spüre, wie er sich von mir löst, um sie unter sich hinweg und von meinen Beinen zu ziehen. Ich spüre die Härte in seiner Hose auf meinen Oberschenkeln, als er sich wieder setzt, das irritierte mich, er ist sonst nie so schnell. Törnte es ihn denn wirklich so an, wenn ich ihm unterlegen bin?
Ich finde nichts daran, ich hasse es, die Kontrolle zu verlieren. Als er mit der Hand unter den Bund meiner Unterhose fährt, stemme ich mich gegen ihn, ich drücke meine Hände gegen seinen Brustkorb und versuche meine Beine zu befreien. Toni legt die Knie rechts und links von mir in den Sand und drückt sich weit genug ab, das mich sein Gewicht nicht mehr belastet. Will er es mir denn so einfach machen? Ich zögere einen Moment, dann nutze ich die günstige Gelegenheit um mich unter ihm hinwegzuwinden. Mit seiner freien Hand packt Toni meine Arme und drückt sie zur Seite, er tut das mit so viel Schwung und Kraft, dass er meinen ganzen Körper mit dreht.  
“Lass es!”, brummt er, als ich mich wieder umzudrehen versuche und stößt mir mit beiden Händen gegen die linke Schulter, ich versuche vergeblich mich gegen seine Kraft zu lehnen. Er schafft es problemlos mich am Boden zu fixieren und sich wieder auf meine Oberschenkel zu setzen. Beide Hände stemme ich in den Sand und versuche ihn von mir zu drücken, so hat er nicht mit mir umzugehen, ich will das nicht.
“Du wolltest doch wissen, wie es ist!”, flucht er.
“Aber nicht so!”, protestiere ich, während ich auf dem Bauch liegen bleibe. So habe ich mir das nicht vorgestellt, er kann ja meinetwegen den Ort und die Zeit bestimmen, aber das hier geht zu weit, Toni weiß genau, dass ich es hasse, wenn er über mir liegt. 
Er lehnt sich mit dem ganzen Gewicht seines Oberkörpers auf meinen Rücken und hält mir den Mund zu, ich spüre den Lauf seiner Pistole an meiner Schläfe.
“Ich sag’s dir nicht noch mal!“, droht er. Vergeblich versuche ich seine Finger von meinem Mund zu ziehen, mein Atem geht viel zu schnell, ich bekomme nicht genug Luft, wenn ich nicht durch den Mund atmen kann. Immer heftiger ziehe ich den Atem durch die Nase ein und glaube trotzdem zu ersticken. Was soll dieser ganze Mist? Wieso nur komme ich nicht gegen ihn an? Ich habe mich stets gegen ihn durchsetzen können. Woher nimmt er auf einmal all diese Kraft? Ich schaffe es nicht einmal seine Hand von meinem Mund zu ziehen, kann es sein, dass er mir heute zum ersten Mal zeigt, wie viel Kraft tatsächlich in ihm steckt? Habe ich ihn immer unterschätzt? Ich stemme mich noch einmal gegen ihn, doch wieder scheitere ich bei dem Versuch ihn von mir zu drücken, sein Gewischt auf meinem Rücken reicht aus, um mich am Boden zu halten.
“Gib es endlich auf! Du tust dir nur selbst weh!”, haucht er mir mit lüsterner Stimme ins Ohr. Ich spüre seinen heißen Atem am Hals. Ein Schauer läuft mir den Rücken hinab,  Gänsehaut überzieht meine Arme und breitet sich auf meinem Nacken aus, mein Herz trommelt heftig gegen meine Rippen. Noch immer atme ich hastig durch die Nase aus und ein, ich blasse meinen Atem in den Sand, von dem er heiß zurückgeworfen wird.
Endlich nimmt Toni die Waffe von meiner Schläfe und legt sie in meinem Rücken ab, scheinbar traut er dem Frieden noch nicht gänzlich. Ich kann hören, wie er mit der freien Hand seine Hose öffnet. Augenblicklich muss ich schwer schlucken, das wird er nicht ohne mein Einverständnisse wagen. Ich sehe über die Schulter zu ihm zurück und werfe ihm einen warnenden Blick zu, doch er sieht mich nur kalt und gleichgültig an. Was ich will interessiert ihn nicht, er zieht mir die Unterhose von den Hüften, gerade weit genug, dass meine Pobaken frei liegen, ich spüre seine Eichel zwischen ihnen und sehe Toni noch einmal warnend an. Das wagt er nur einmal, so ganz ohne Vorspiel, danach nehme ich ihn auseinander. Toni lässt sich von meiner offensichtlichen Drohung nicht einschüchtern, er sieht mich triumphierend an, während er sich mit aller Kraft in meinen After schiebt. Ich presse die Luft in meiner Lunge gegen seine Hand, ich will schreien, aber es geht nicht. Der Schmerz betäubt all meine Gedanken, ich verliere die Anspannung in den Armen und sacke in den Sand. Das ist mehr als ich ertragen kann, Tränen steigen mir in die Augen, sie laufen mir über die Wangen und brechen sich an seinen Fingern. 
„Ahhrr!“, stöhnt er, während er noch tiefer eindringt. Sein heißer Atem berührt mich im Nacken und jagt mir einen erneuten Schauer über den Rücken, sein Griff um meinen Mund lockerte sich, schließlich löste er seine Hand ganz und legt sie um meine Hüften. Er zieht sich aus mir zurück und stößt mit neuer Kraft zu. Ich atme einige malte hastig aus und ein, bis ich wieder die Luft zum Schreien habe. 
“Ahhhh!“ Er zerreißt mich noch, wenn er so weiter macht, das halte ich nicht aus. 
“Ahhhhh! Toni … bitte hör auf! Hör auf! Hör auf ...”, flehe ich ihn an.
“Ach komm schon River! Ich kenn dich. Du stehst auf die harte Nummer!“. lacht er lediglich und stößt noch härter zu. Immer mehr Tränen laufen mir über die Wangen, ich kneife die Augen zusammen und stöhne heftig. Hat er recht, gefällt es mir, wenn er mich so hart nimmt? Je fester seine Griff um meine Hüften wird und je hemmungsloser er zustößt, um so heißer wird mir, ich fühle, wie mein eigenes Glied anfängt zu pulsieren und sich aufrichtet, mit jedem Stoß von ihm wird es härter. Der Schmerz beginnt mir zu gefallen, ich komme ihm mit meinem Becken entgegen und kann nicht mehr genug davon bekommen. 
“Mehr … mehr, mehr … mehr!”, bettele ich, bis er mir seine Hand wieder über den Mund legt und aufhört sich in mir zu bewegen. Sehnsüchtig sehe ich zu ihm zurück. Was habe ich denn jetzt wieder falsch gemacht?
“Ich gebe hier die Anweisungen, nicht du!”, bellt er mich an. Ich ziehe eine Augenbraue genervt in die Höhe. Muss er dieses Machtspiel unbedingt bis auf die Spitze treiben, er macht mich wahnsinnig damit. Jede Faser meines Körpers verlangt nach seinen Bewegungen, nach seinem Körper, ich will ihn spüren, so hart und hemmungslos wie eben. Ich drückt mich gegen seine Lenden bis ich ihn wieder tief in mir spüren kann. 
“Du elender Kontrollfreak!”, schreit er mich an. Mit aller Kraft, stemmt er seine Hände in meinen Rücken und drückt mich zurück in den Sand. Er zieht sein Glied ganz aus mir zurück und entfernt sich so weit vor mir, dass sich unser Körper nicht mehr berühren. Ich drehe meinen Oberkörper in seine Richtung und sehe ihn verwirrt an, er schaut wütend zurück, während er die Hände gegen seine Hüften stemmt. 
“Kannst du nicht ein Mal aufhören deinen Willen durchsetzen zu wollen? Du kannst nicht immer alles unter Kontrolle haben!”, meckert er. Mein Atem rast so schnell durch meine Lunge, dass ich ihm nur einsilbig Antworten kann:
“Ich … kann … nichts … da … für!”, hechele ich und schaffe es nur langsam meinen Körper wieder unter Kontrolle zu bringen, “Ich hab einfach … einfach nur Angst du gehst, wenn ich dich nicht festhalten kann!” Ich wende meinen Blick von ihm ab und sehe unter seinem hinweg, er ist schon so oft vor mir geflohen, ich werde das Misstrauen einfach nicht los. Am Ende wirft er mir wieder vor, dass ich mir all das nur eingebildet habe und er doch nur Freundschaft empfindet. 
Ich spüre seinen forschenden Blick auf mir, schließlich rückt er wieder zu mir auf, er legt seine Hand um meine Wange und hebt meinen Gesicht an, bis ich ihn ansehen muss.
“Du musst mich nicht festhalten!”, versichert er mir. Ich habe das Gefühl, dass sein Blick mir bis in den tiefsten Winkel meiner Seele dringt und glaube ihm, ohne einen Beweis zu brauchen. Er legt seine Lippen so leicht auf meine, dass sie sich kaum berühren. 
“Schließe die Augen!”, befiehlt er mit einer liebevollen Ernsthaftigkeit. Ich gehorche ihm und kämpfe gegen den Drang an, mich näher an ihn drücken zu wollen, um seine Lippen deutlicher zu spüren. Er legt sich über mich, sein heißer Körper lässt mich vor Erregung erzittern. 
“Gib mir deine Kontrolle!”, flüstert er mir zu. Er drückt mich zurück in den Sand, bis ich flach unter ihm liege. Ich kämpfe die Panik bei Seite, die mich überkommt, es ist nur Toni, gegen ihn muss ich nicht ankämpfen, er weiß was ich mag und brauche. Ich atme noch einmal tief durch, dann gebe ich alle Anspannung in meinem Körper auf. Ich höre auf gegen meinen rasenden Atem anzukämpfen und mich gegen sein Gewischt zu stemmen. 
“Ich weiß, dass das schwer für dich ist!”, flüstert er mir ins Ohr. Seine Stimme ist warmherzig und verständnisvoll. Ich seufze gequält, es gibt tatsächlich nichts, was mir schwerer fällt, als mich fallen zu lassen.
“Vertrau mir!”, haucht er mir in den Nacken. Ein eisiger Schauer rinnt meinen Rücken hinab, ich spüre sein hartes Glied zwischen meinen Pobacken. Ich sehne mich nach dem Gefühl von eben und stelle mir vor, wie er mich genommen hat. Ein wohlig warmes Gefühl durchströmte meine Lenden, ich kann das Stöhne nicht mehr kontrollieren, dass meine Lippen verlässt.
“Macht dich das schon so heiß?”, höre ich Toni fragen. Er hat noch nichts getan, trotzdem atme ich bereits, wie bei einem Marathonlauf.
“Ja!”, keuche ich gequält. Muss er mich so hinhalten? Das ich vor Verlangen nach ihm, nicht mehr ein und aus weiß, gefällt ihm auch noch, dieser gemeine Bastard. 

Mein ganzer Körper bebt, mir ist kalt und warm zugleich, sein heißer Oberkörper legt sich über mich, ich spüre seinen rasenden Atem in meinem Nacken, er legt den Kopf neben mein Ohr und flüstert mir zu:
“Ich will dich nicht verlieren!” Seine Worte rasen durch meinen Kopf, ohne dass ich genau verstehe, was er mir damit sagen will. Ich drehe mich zu ihm um und will ihm ins Gesicht sehen, um darin zu lesen, doch er drückt mich mit seinem Gewicht zurück in den Sand. Ich spüre sein hartes Glied zwischen meinen Pobacken, er stößt hart, schnell und ohne Rücksicht zu. Ich lege den Kopf auf meinen Unterarm und beiße vor Schmerz hinein. Ich will nicht aufschreien, dafür gefällt es mir viel zu sehr. Alle Gedanken verschwinden aus meinem Kopf, ich schließe die Augen und lausche seinem Atem, der immer hastiger wird, unsere Haut beginnt zu schwitzen, ich spüre, wie sich die kleinen Perlen miteinander vermischen. Die Hitze seines Körpers breitet sich in mir aus, während er immer schneller wird, sie sammelt sich in meinen Lenden, ihr folgt eine Armeisenarme, die über meinen Körper flieht. Nur noch ein bisschen und ich werde mich nicht mehr beherrschen können, ich stöhne immer heftiger unter seinen Bewegungen und entlade schließlich all meine Lust unter mir. Tonis Stöhnen in meinem Nacken zieht mir eine Gänsehaut über den Rücken, ich bäume mich unter ihm auf, doch er hört nicht auf, immer heftiger dringt er in mich ein, ich ertrage seine harten Stöße kaum noch. Er nimmt mir den Verstand, die Welt um mich herum scheint sich aufzulösen, obwohl sein ganzes Gewicht auf mir lastet, glaubte ich schwerelos zu werden. Ich ringe nach Atem, während sich alles zu drehen beginnt. Er soll aufhören, ich kann nicht mehr, ich will ihm das sagen, doch mir blieb die Luft weg, unter der Gewalt mit der er mich nimmt. Noch nie zuvor habe ich ihn so wild erlebt, ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich dem gewachsen bin, ob ich ein zweites Mal aushalte. Ich stemme mich gegen ihn und versuche ihn von mir zu drücken, doch das macht ihn nur noch schneller, er legt mir den Arm um den Oberkörper und zieht mich eng an sich. Jetzt kann ich ihn noch tiefer in mir spüren, das ist zu viel, ich schreie auf und stöhne heißer, die Hitze strömte zurück in meine Lenden und richtet sich erneut in meinem Schritt auf. Toni zieht mich noch höher, bis ich mich mit den Knien im Sand abstützen kann, sein Arm presst mich eng an seinen verschwitzen Oberkörper. Ihm so nah zu sein, treibt mich in Wahnsinn, ich verliere völlig die Kontrolle über meinen Körper, meine Beine zittern und auch der Rest meines Körpers lässt sich nicht mehr bändigen, ich bekomme meinen Atem nicht mehr unter Kontrolle, je tiefer ich ihn in mir spüren kann, um so lauter muss ich aufschreien.
“Hör auf! Ich kann nicht mehr!”, flehe ich ihn atemlos an. Ich kann sein zufriedenes Lächeln auf mir spüren, obwohl ich ihn nicht ansehen, er wird nicht aufhören, wird mir dabei bewusst. Toni zieht mich höher, bis sich meine Hände aus dem Sand lösen. Das Gefühl der Schwerelosigkeit verstärkt sich, mir ist, als wenn er mir den Boden unter den Füßen wegzieht und mich trotzdem sicher genug festhält, dass ich nicht fallen kann. Obwohl ich nichts mehr zum festhalten finde, fühle ich mich sicher und geborgen, hier und jetzt ist alles richtig, egal was mal war oder noch kommen wird. Ich fühle mich von all den Fesseln der letzten Wochen befreit und lasse mich einfach von diesem Gefühl tragen. 
Tonis freie Hand wandert über meine Bauchmuskeln, ich kann seine zitternden Finger spüren, wie sie sich ihren Weg über meine Haut suchen, sie erreichen meine Mitte und legten sich um mein hartes Glied. Ich zucke unter der Berührung zusammen, wenn er jetzt auch noch, nein, das halte ich nicht auch noch aus, ich kann jetzt schon nicht mehr. Wie hält er das nur so lange durch, ohne sich in mir zu verlieren?
Seine Finger fahren langsam auf und ab, ein unerträgliches Kribbeln zieht sich durch meinen Körper. Gequält stöhne ich auf, während meine Beine unter der Anspannung schwach werden, ich kann mich nicht mehr auf ihnen halten. Tonis Arm ziehen sich enger um meinen Oberkörper zusammen, er hält mich und verhindert, dass ich zurück in den Sand sacke. Meine letzte Beherrschung schwindet, ich lehne mich keuchend gegen ihn und drücke mich in seine Hand. Seine Finger ziehen sich fest um mein hartes Glied zusammen, seine Auf- und Abwärtsbewegungen werden schneller, er ist so tief und hart in mir drin, ich will nie wieder etwas anderes spüren, als das. Die Sandkörner, zwischen seinen Fingern trieben meinen Pulsschlag immer heftiger in mein steifes Glied, ich will mehr davon, ich will nur ihm gehören, für den Rest meines Lebens. Tonis Stöhnen in meinem Nacken wird immer lauter, ich spürt, wie sein Glied in mir zu pulsieren beginnt, sein Griff wird noch fester, heftig reibt er mit den Fingern über meine Eichel. Hitze flutet meine Lenden erneut und raubt mir den letzten Atem, der mir noch geblieben ist. Als sich Tonis heißer Saft in mir verteilt, will ich vor Erregung aufschreien, doch ich bringe nur ein gequälten Laut zustande. Er stößt noch zwei mal hart zu, dann halte auch ich den Druck in mir nicht mehr aus. Das heiße Gefühl entlädt sich so stark, dass ich nach vor kippe und mich nur Tonis fester Griff daran hindert umzufallen. 
Toni stöhnt mir ein letztes Mal ins Ohr, sein zitternder Körper gehorcht ihm nicht mehr, ich kann spüre, wie die Kraft aus seinen Armen und Beinen weicht. Gemeinsamem fallen wir in den Sand, atemlos bleibt er über mir liegen. Ich brauche einen Moment länger, bis ich wieder Luftholen kann, sein Gewicht auf meinem Rücken, lässt mich nur kurze, schnelle Atemzüge tun, aber das Gefühl zu ersticken stört mich nicht. Wellen der Erleichterung durchströmen mich und lassen meinen Körper erzittern, ich kann meine Muskeln einfach nicht zur Ruhe zwingen, das ist eindeutig zu viel gewesen.

Ich spüre, wie sich Tonis Gewicht von mir löst, er rollt sich neben mich und bleibt mit dem Rücken im Sand liegen. Erst jetzt kann ich ihn wieder sehen und erkennen, wie fertig auch er ist, sein Brustkorb hebt und senkt sich ruckartig, an seinem verschwitzen Körper klebt der Sand, er hat die Augen geschlossen und kämpft um jeden Atemzug. Eigentlich sind wir beide durchtrainiert und kommen nur selten an unsere körperlichen Grenzen, ich kann mich nicht erinnern ihn jemals so gesehen zu haben. Darüber muss ich schmunzeln, er kann sich scheinbar keinen Zentimeter mehr bewegen und mir geht es genau so. Selbst meinen Kopf kann ich nicht länger halten, um Toni anzusehen, er fällt mir zurück in den Sand. Meine Augenlider sind so schwer, dass ich sie schließen muss. Wenn wir hier nicht am Strand liegen würden, ich würde sicher sofort einschlafen. Mein Bewusstsein trübt sich unter der nachlassenden Anspannung, ein Gefühl von Schwindel überkommt mich und die Schwerelosigkeit holt mich wieder ein. 
“Enrico!”, keucht Toni. Ich zwinge mich dazu, die Augen wieder zu öffnen und zur Seite zu sehen. Toni hat den Blick gen Himmel gerichtet, er scheint ins Leer zu stieren, während sich Tränen in seinen Augenwinkeln gesammelt haben. Erschrocken sehe ich ihn an. Was hat er denn? Ich verstehe nicht, warum er auf einmal so traurig ist, fragend mustere ich sein Gesicht und die Spuren der Tränen, die auf seinen Wangen zurück bleiben.
“Ich ertrag es nicht, dich noch einmal sterben zu sehen!”, erklärt er mir. Ich schaue ihn mit großen Augen an. Wie kommt er denn jetzt darauf? Ich habe nicht vor jetzt oder in naher Zukunft zu sterben.
“Du trinkst kaum, du isst nichts, du schläfst nicht und du bringst dich von einer Gefahr in die nächste, nur um Aarons Leuten etwas zu beweisen. Ich komme kaum noch hinterher, dir unser Feinde vom Leib zu halten und wir machen uns ständig neue, weil wir uns auch noch um die kleinen Gangs kümmern, als wenn wir das nötig hätten. Wir sind jetzt die Chefs der italienischen Mafia, warum benehmen wir uns nicht auch mal so? Soll Erik sich doch selbst um diese Emporkömmlinge kümmern, er hat genug Leute dafür. Die Geschäfte können auch mal Aarons Leute regeln. Früher hast du auch unsere Leute koordiniert. Jeder wusste was er zu tun hatte und wir haben uns nur um die wirklich wichtigen Dinge gekümmert. Warum geht das jetzt nicht mehr?”, Tonis Stimme nimmt mit jedem Satz an Festigkeit zu, er beruhigt seinen Atem so weit, dass er normal mit mir sprechen kann. Bei seinen letzten Worten dreht er seinen Blick zu mir, er sieht mich mit einer Mischung aus Sorge und Ratlosigkeit an. Darüber muss ich erst einmal nachdenken, vor meiner Zeit in Italien, bin ich tatsächlich alles anders angegangen, ich weiß nur nicht genau warum, bisher habe ich mir noch nicht die Mühe gemacht, mein Handeln zu hinterfragen.


Zuletzt von Enrico am Mo Feb 01, 2016 11:17 am bearbeitet; insgesamt 6-mal bearbeitet
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2. Kapitel ~Eine Frage des Vertrauens~ Empty
BeitragThema: Re: 2. Kapitel ~Eine Frage des Vertrauens~   2. Kapitel ~Eine Frage des Vertrauens~ EmptyDi März 29, 2011 10:51 am

Schwerfällig drehe ich mich auf den Rücken und sehe in den Himmel, er ist strahlend blau, nur vereinzelte Wattewolken ziehen an ihm entlang. Ich lege beide Arme auf meinen bebenden Brustkorb und denke nach. Warum habe ich das Bedürfnis, alles selbst zu erledigen? 
“Ich vertraue keinem mehr!”, erkenne ich schließlich die Antwort. 
Toni dreht sich zu mir auf die Seite und seht mich fragend an.
“Warum?”, will er von mir wissen. Ich sehe in seine smaragdgrünen Augen, das ist das erste Mal seit langem, dass wir wieder die Zeit haben, in Ruhe über alles zu sprechen, mir wird erst dadurch bewusst, worüber ich mir noch gar keine Gedanken gemacht habe. 
“Die Locos vertrauen mir nicht, sie würden es mir nie ins Gesicht sagen, aber sie halten mich alle für unfähig Aarons Platz einzunehmen und denken, dass ich nur sein Nachfolger geworden bin, weil er mich adoptiert hat und ich mit seiner Tochter verheiratet bin. Unsere Leute sind auch nicht viel besser. Nach der Entführung unserer Kinder, haben sie mir auch deutlich gezeigt, wie wenig sie von mir halten, wenn ich mal nicht das starke Mafiaoberhaupt bin. Ich glaube wenn ich nur einmal Schwäche zeige, fallen sie mir alle in den Rücken und legen mich um, nur um selbst an den Posten des Chefs zu kommen. Ich habe einfach noch nicht die Autorität wie Aaron, fraglich ob ich je so sein werde wie er!” Die Erinnerung an Aaron erschlägt mich fast, er ist der Boss gewesen, jemand zu dem man aufsieht und vor dem man Respekt hat. Ich hingegen bin erst 26 Jahre alt, ich bin neben Toni der jüngste im Clan und für die meisten noch ein Kind, keiner setzte auch nur annähernd das selbe Vertrauen in mich, wie es Aaron seiner Zeit getan hat, ganz gleich, wie oft ich meine Führungsqualitäten mittlerweile schon unter Beweis gestellt habe, ich bin nicht er und gerade in diesen chaotischen Zeiten, in denen sich die Strukturen dieser Stadt neu ordnen, hätten wir ihn und seine Erfahrung gebraucht. 
“Ich kann ihn nicht ersetzen!”, füge ich mit bebender Stimme hinzu. Tränen bahnen sich ihren Weg an die Oberfläche und erschweren mir das Atmen, heiß rollen sie meine Wangen hinab und verschleiern mir die Sicht. Ich versuche erst gar nicht, sie zurück zu drängen.
“Ich kann ihn nicht ersetzen!”, wiederhole ich stattdessen leise und muss an den starken, stolzen Mann denken, dessen Autorität keiner in Frage gestellt hat, er ist so viel stärker und cleverer gewesen, als ich es je sein werde. Er fehlt mir so schrecklich, besonders jetzt, wo ich ihn so gern um Rat fragen würde. Immer mehr Tränen fluten mein Gesicht, ich habe seinen Verlust noch nicht einmal richtig begriffen, ich kann mir noch immer nicht vorstellen, dass ich nie wieder mit ihm zusammen sitzen, wir nie wieder einen Scotch zusammen trinken werden, er wird sich nie wieder eine Zigarre anbrennen oder mir väterlich auf die Schulter klopfen. Seine Villa ist so leer ohne ihn, seit wir ihn ermordet in seinem Arbeitszimmer gefunden haben, bin ich nicht mehr dort gewesen. Ich scheue mich davor das Anwesen zu betreten, ohne von ihm empfangen zu werden, da lieber lebe ich mit meiner Familie in der alten Fabrik, obwohl es in ihr weder warmes Wasser, noch eine anständige Dusche gibt, im Winter ist es in ihr eiskalt und im Sommer kochend heiß. Judy und die Kinder könnten es viel angenehmer haben, Aarons Testament sieht vor, dass uns die Villa nach seinem Tod gehört, trotzdem kann ich es nicht über mich bringen, dort zu leben.

"Du musst ihn nicht ersetzen!", unterbricht Toni meine Gedanken. Er rutscht ein Stück näher an mich heran, ich versuche die Tränen weg zublinzeln, um ihn ansehen und in seinem Blick lesen zu können, was er mir damit sagen will. Ich kann Tonis Hand spüren, wie sie sich um meine Wange legt, er wischt mir mit dem Daumen die Tränen weg, seine Stimme ist fürsorglich und nimmt einen liebend Unterton an, als er wieder zu sprechen beginnt:
"Ich will gar nicht, dass du so wirst wie Aaron. Sei einfach nur du selbst!" Er legt seine Stirn gegen meine, ich spüre seinen heißen Atem im Gesicht und schließe für einen Moment die Augen. Hat er recht, reicht es wirklich aus, einfach ich zu sein? Ich genieße seine Nähe und lausche seinen Worten, ohne ihn zu unterbrechen:
"Aaron hätte nicht gewollt, dass du ihn imitierst!" Tonis Hand fährt mir in den Nacken, ein warmes Gefühl von Sicherheit durchströmt meinen Körper, als er mich näher an sich heran zieht. Bei jedem Wort, das sie bilden, berühren seine Lippen meine leicht und erwecken erneut das verlangen nach ihm in mir.
"Er hat dich gewählt, weil du es verstehst Menschen zu führen und weil du all seine Geschäfte eingeweiht bist. Er hat dir vertraut und das tue ich auch. Du bist stärker, als du glaubst und du bist nicht allein. Wir schmeißen den Laden schon und mal ehrlich ..." Tonis Stimmlage änderte sich, er klingt auf einmal erheitert, als wenn er gleich einen Witz machen wird.
"... das haben wir schon zu Aarons Lebzeiten getan. Er hatte sich längst aus allen Geschäften zurück gezogen und uns alles regeln lassen." Ich beginne über seine Worte nachzudenken, obwohl es übertrieben klingt, hat er doch recht, Aaron hat sich nach meiner Rückkehr aus Italien tatsächlich zurückgezogen und Toni und mir freie Hand gelassen, lediglich mit dem ein oder anderen Ratschlag, hat er sich eingemischt. Führen wir die Locos tatsächlich schon viel länger, habe ich das nie bemerkt oder wollte ich es einfach nicht wahrhaben? 
Tonis Blick wird wieder ernst und eindringlich, seinen folgenden Worte verleiht er mit rauer Stimme einen bedeutenden Klang:
"Wir schaffen das schon, wenn du mich dir endlich mal helfen lässt. Ich weiß was ich tue, ich bin schon wesentlich länger im Geschäft als du. Vertrau mir doch endlich mal!" Seine letzten Worte jagen mir einen Schauer den Rücken hinab, mir wird schlagartig bewusst, dass genau das, der Punkt ist. Ich habe Toni immer vertraut und habe auf seinen Rat gehört, wenn es ums Geschäft ging, denn er ist tatsächlich länger dabei als ich, aber seit der Entführung unserer Kinder, ist irgendwie alles anders. Ich habe diesen Gedanken immer zurück geschoben und verdrängt, aber jetzt spürt ich ihn umso deutlich. Tonis Verrat sitzt mir noch immer in den Knochen, mein Vertrauen in ihn ist gebrochen. Die Tatsache, dass er mich Michael ausgeliefert und in der Hölle allein gelassen hat, habe ich ihm nie wirklich verzeihen können. Ich will ihm vertrauen und ich weiß inzwischen auch, dass er damit unseren Kindern das Leben gerettet hat, aber das ändert nichts. 
Ich sehe unter Tonis Blick hinweg und löse seine Hand aus meinem Nacken, ich halte diese Situation nicht mehr aus. Mit aller Kraft drücke ich meinen erschöpften Körper in die Waagerechte und stehe auf.
"Lass uns ins Meer gehen? Mir klebt der Sand in jeder Ritze!", schlage ich vor, um das Thema zu wechseln. Ich gehe einige Schritte in Richtung Meer, bis ich Toni hinter mir höre, wie auch er aufsteht. 
"Wieso haust du ab? Was ist los?", will er von mir wissen und schließt zu mir auf. Er kennt mich einfach zu gut, als das er meinen Fluchtversuch ignorieren kann. Ich atme schwer aus. Wie soll ich ihm das erklären? Ich will ihn nicht verletzen, er hat mindestens genau so sehr damit zu kämpfen, wie ich und macht sich selbst genug Vorwürfe. 
"Enrico!", harkt er nach. Ich sehe in den Himmel, während er mich umrunde und vor mir stehen bleibt, ich meide seinen Blick, um die Verzweiflung in seinen Augen nicht sehen zu müssen und meine Gedanken nicht zu verraten.
"Du vertraust mir immer noch nicht!", stellt er trotzdem fest. Seine Worte klingen verzweifelt und hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack auf meiner Zunge. Ich atme schwer ein und versuche mich zusammen zu reißen, um nicht gleich wieder in Tränen auszubrechen. 
"Ich versuche es doch!", presse ich heraus. Ich versuche es wirklich, er hat keine andere Wahl gehabt und im Nachhinein bin ich auch froh darüber, dass er damit unsere Kindern gerettet hat, aber dafür gab es niemanden, der mich retten kam. Trotz aller guten Gründe, ist eine klaffende Wunde zurück geblieben, die noch immer schmerzt. Mir schießen die Bilder der Tage im Käfig durch den Kopf und Michaels Worte, dass Toni schon immer für ihn gearbeitet hat und es noch immer tut, dass seine Freundschaft nur geheuchelt ist. Ich habe es ihm nicht geklaubt, weder im Käfig noch jetzt, doch ich habe noch immer Angst davor, es könnte ein Funken Wahrheit dahinter stecken.
Langsam senke ich meinen Blick, um Toni wieder anzusehen und merke nur an seinem erschrockenen Gesichtsausdruck, dass ich ihn finster mustere, während mir tausend Sachen durch den Kopf gehen. Er ist an mir vorbei gegangen, hat mich am Boden liegen gesehen und hat nichts unternommen, als Michael mir den Oberkörper aufschlitzte, hat er daneben gestanden und nichts getan, selbst als Michael ihn gegen mich Kämpfen ließ, hat Toni nicht gezögert, mich mit Michaels Katana anzugreifen. Ich kann seinen kalten Blick nicht vergessen, als er mich nach diesem Kampf, zwischen all diesen Irren zurückgelassen hat. Ganz gleich, was ich auch zu wissen glaube, warum er all das getan hat, ich bringe es nicht über mich es zu vergessen und ihm zu verzeihen. 
"Enrico?", ruft Toni immer wieder meinen Namen und versucht mir damit irgend eine Reaktion zu entlocken. Bisher habe ich nur mit finsterem Blick durch ihn hindurch gesehen, als wenn es die Welt um uns und ihn nicht geben würde, nun sehe ich ihm direkt in die Augen. Ich will den Moment nicht zerstören und unsere Freundschaft einmal mehr auf die Probe stellen, aber ich kann nicht anders:
"Du hast recht! Ich vertrau dir nicht mehr, kein Stück!", ich erschrecke vor meinen eigenen Worten und der Kälte, mit der ich sie ausspreche, das ist keine Absicht gewesen, aber die Gefühle fahren in mir Achterbahn, die Bilder der Kämpfe, der Vergewaltigungen und Tonis tatenlosem Zusehen, laufen immer wieder in mir ab, ob ich es will oder nicht und schüren die Wut und den Hass, die ich beide nicht mehr kontrollieren kann. 
Toni weicht einen Schritt vor mir zurück, in seinen Augen spiegelt sich die Furch vor meinen folgenden Worten, trotzdem vermag ich es nicht, mich zu bremsen:
"Du hast mich ausgeliefert und zugesehen, als diese Schweine mich fast umgebracht haben. Du hast mich selbst noch übel zugerichtet und dann bist du gegangen. Du bist einfach weggegangen, als ich dich am meisten brauchte!", schreie ich ihn an, während sich mein Blick erneut trübt. Ich schließe die Lücke zwischen uns, mit einem Schritt nach vorn und hebe die Fäuste an, dann schlage ich sie ihm auf den Oberkörper ohne wirklich zu realisieren, was ich da eigentlich tue, oder was ich von mir gebe. Ich mache einfach immer weiter:
"Ich habe dir vertraut! Ich habe dich so geliebt und du bist einfach gegangen und hast weggesehen. Sie haben mich gefoltert und du hast nichts gemacht! Du hast einfach nur dagestanden und dann bist du weggegangen. Du bist einfach weggegangen!", rufe ich immer wieder, während mir mein Schluchzen dazwischen den Atem zum Sprechen nimmt. Ich trommele so oft mit den Fäusten auf Tonis Oberkörper ein, bis mir die Arme schwer werden und ich sie nicht mehr heben kann. 
"Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich hasse dich so!", knurre ich ihn mit zusammengebissen Zähnen an, während mir meine Stimme dazwischen immer wieder versagt und ich mit jedem Wort leiser werde. Ich weiß, dass es nicht stimmte, ich kann ihn gar nicht hassen, das ist ja das schlimme, egal, was er mir auch immer antut, ich will einfach nur in seiner Nähe seine. Ich fühle mich dem Wahnsinn nahe und spüre, wie die Kraft aus meinen Beinen weicht, sie beginnen unter dem Gewischt meines eigenen Körper zu zittern, meine Fäuste rutschen kraftlos von Tonis bebendem Oberkörper. Er atme schwer und sieht mich nicht an, als ich vor ihm auf die Knie sacke, seine Hände hat er zu Fäusten geballt, er kämpft mit sich selbst. Mein Wutausbruch hat ihm sichtlich zugesetzt, doch ich fühle mich zu schwach, um noch etwas beschwichtigendes zu sagen, stattdessen richte ich meinen Blick auf die Wellen, ihr Rauschen, ist das einzige Geräusch, dass uns umgibt. Ich vergrabe meine Hände im warmen Sand und beobachte meine Tränen, wie sie auf meine Fingerknöchel fallen und zwischen den Sandkörnern versickern.

"Ich hätte doch die Stadt verlassen sollen!", beginnt Toni endlich zu sprechen. Ist das sein Ernst, will er schon wieder weggehen und mich allein zurücklassen? Ich sehe ihn erschrocken an, während mir ein stechender Schmerz im Herzen die Luft zum Atmen nimmt. Seine Arme zittern stark, er hat noch immer Tränen in den Augen, die er mit aller Gewalt zurück drängt, ich kann ihm ansehen, dass er bereits darüber nachdenkt, spätestens jetzt das Weite zu suchen. Erneut keimt Wut in mir auf, warum rennt er immer weg, wenn schwierig wird, ist es denn so schwer, mich einfach in den Arm zu nehmen? Mehr will ich doch im Moment gar nicht.
"Du willst schon wieder abhauen?", frage ich ihn ernst und mit bebender Stimme. Toni antworte mir nicht, er sieht mich noch nicht einmal an, die Entscheidung tobt noch in ihm, doch das er überhaupt darüber nachdenkt, wurmt mich schon.
"Sieh mich gefälligst an und sag mir ins Gesicht, dass du abhauen willst!", schreie ich ihn an. Nur langsam wendet sich Tonis Blick mir zu, doch er sieht mich nicht direkt an, seine Augen sind leer und gefühllos, als wenn gerade alles in ihm abstirbt. Ich habe ihn tief verletzt, dass spüre ich, doch dass haben wir uns beide. Er ist es doch gewesen der, ...
Ich sehe auf meine Hände im Sand und grabe meine Finger tief ein, während ich den Gedanken bei Seite dränge. Nein, es ist nicht Tonis Schuld, er hat keine Wahl gehabt. Michael ist es gewesen, der diesen perfiden Plan ausgeheckt hat und obwohl er bereits seit mehreren Wochen tot ist, scheint er unser Leben noch immer zu beeinflussen, das muss ein Ende haben. Ich zwinge mich dazu meine Kraft wieder zu finden und schlage einmal mit den Fäusten in den Sand, um mich zu motivieren, wieder aufzustehen und die Vergangenheit und ihre Verletzungen hinter mir zu lassen. Nicht nur ich brauche Toni, er braucht mich genau so und ich mache ihm das Leben in letzter Zeit ganz schön zur Hölle. 
Als ich mich vor ihm aufrichte, verspannt sich Tonis Haltung noch mehr, er weicht meinem Blick aus und geht einen Schritt zurück, als ich mich ihm nähere. So wird er mich niemals an sich heran lassen, ich werde gegen einen Mauer laufen, aber das muss ich jetzt in Kauf nehmen, immerhin habe ich diese Katastrophe angerichtet. 

Ich schließe die Lücke zwischen uns und lege ihm meine Arme um den Oberkörper, seine Muskeln spannen sich zum Schutz vor mir an. Ein `tut mir leid´ wird nicht reichen, um diese Mauer zum Einstürzen zu bringen, also versuche ich es erst gar nicht, ich drücke ihn stattdessen eng an mich, während ich ihm sage:
"Ich lass dich nicht gehen! Ich kann nicht! Ich folge dir sowieso bis ans Ende der Welt und über den Tod hinaus, wenn nötig. Ich kann gar nicht anders. Es stimmt nicht, ich kann dich nicht hassen. Selbst wenn du mich in Stücke reißen würdest, würde ich dich noch lieben. Ich habe einfach nur Angst, dass du wieder aus meinem Leben verschwindest!"
Tonis Haltung entspannt sich nur unmerklich, er ist hart wie ein Stein und wirkt wie eingefroren, bei seinem gefühlskalten Anblick steigen mir die Tränen in die Augen. Das habe ich nicht gewollt. Es hat so lange gedauert, in Toni überhaupt ein Gefühl zu wecken, seit wir uns kennen und nun habe ich innerhalb weniger Minuten alle in ihm abgetötet.
"Es tut mir leid! Es tut mir so leid! Bitte geh nicht weg! Ich vertraue dir doch, sonst würde ich nicht mit dir schlafen und dich über mir liegen lassen. Bitte! Geh nicht weg!" Mir fällt nichts mehr ein, was ich noch sagen kann, also schweige ich einfach und warte auf eine Reaktion von ihm.


"Vielleicht ist es besser, wenn wir uns eine Weile nicht mehr sehen!", sagt Toni irgendwann. Erschrocken blicke ich auf, doch er sieht mich noch immer nicht an, sein Blick verliert sich in der Ferne, während seine Worte so gefühlskalt klingen, dass es mir eine Gänsehaut über die Arme zieht. Er meint das ernst, es wird nichts geben, was ihn jetzt noch umstimmen kann. Toni legt seine Hände grob auf meine Arme und drückt sie nach unten, dann löst er meine Umarmung und spricht weiter:
"Wir müssen beide zur Ruhe kommen. Ich werde mit Anette reden und mit ihr und Kira erst mal in den Urlaub fahren. Vielleicht solltest du dich auch endlich um deine Familie kümmern! Unsere Kinder haben auch eine harte Zeit hinter sich, nicht nur wir!" Ich mustere ihn erschrocken, sein Tonfall ist herablassend und vorwurfsvoll geworden, bisher hat er sich noch nie in meine Familienangelegenheiten eingemischt und auch, wenn ich weiß, dass er mit seinem Vorwurf recht hat, tut es weh es von ihm zu hören, bedeutet es doch gleichzeitig, dass wir uns voneinander entfernen werden. Was wenn sich Toni irgendwann ganz für seine Familie entscheidet und gegen das, was wir miteinander haben? Der Gedanke sticht mir mitten ins Herz, ich gehe einen Stück von Toni zurück und sehe an ihm vorbei, um ihn nicht mehr direkt ansehen zu müssen. 
"Wenn es das ist, was du willst und für richtig hältst!", höre ich mich emotionslos sagen. Der Schmerz in mir lässt nach, ich fühle mich wie benommen und nicht fähig noch einen klaren Gedanken zu fassen, alle Gefühle scheinen mich zeitgleich zu verlassen, ich hätte sie auch keinen Moment länger ertragen. Regungslos sehe ich auf das Meer hinaus und betrachte die Wellen, ihr Rauschen nimmt mich gefangen, während die restliche Welt um mich herum verschwindet. 
Ich bemerke kaum, wie Toni sich in Bewegung setzt und an mir vorbei geht, er legt seine Hand auf meine Schulter, sein Atem streift meine Wange, als er mir zuflüstert:
"Mach keinen Scheiß so lange ich weg bin!" Ich höre echte Besorgnis aus seinen Worten heraus, er weiß genau, dass ich nicht damit umgehen kann, wenn sich unsere Wege trennen, auch wenn es nur vorübergehend ist.
Die Kälte ist aus seiner Stimme verschwunden, als er noch anfügt:
"Ich bin bald wieder da!" Seine Worte klingen in mir nach, doch sie erreichen mich nicht, ich bin zu keinem Gefühl mehr fähig. Er klopft mir einmal auf die Schulter, dann entfernen sich seine Schritte von mir, er sucht seine Sachen am Strand zusammen, die irgendwo liegen geblieben sind und zieht sie sich an. Ich vermeide es ihm dabei zuzusehen, stur sehe ich auf das Meer hinaus und suche krampfhaft nach Worten, mit denen ich ihn aufhalten kann, doch mir fallen keine ein, es ist zwecklos, wenn er erst einmal eine Entscheidung getroffen hat, setzt Toni sie in die Tat um. Seine knirschenden Schritte im Sand werden immer leiser, während ich noch immer auf das Meer hinaus sehe, verlieren sie sich in der Ferne. Erst als ich ihn nicht mehr hören kann, wage ich es mich umzudrehen. Der Strand ist menschenleer, Toni ist nicht mehr zu sehen, nur seine Fußspuren zeugen davon, dass er hier gewesen ist, doch auch sie werden allmählich vom Meer verschluckt.
Ich weiß nicht mal wohin er mit Anette und seine Tochter fahren will und auch nicht, wann er wieder kommen wird. So sehr mein Selbstschutz auch dagegen ankämpft, ein Gefühl kann er nicht wegsperren. Ich bin schon wieder von ihm verlassen worden. Warum habe ich nur so ausrasten müssen? Ich seufze tief, um das beklemmende Gefühl in meiner Brust zu lindern, dann kehrt die Taubheit zurück und ich bin wieder im Stande mich zu bewegen. Mit den Augen suche ich den Strand nach meinen Klamotten ab, jetzt wo ich allein bin, fühle ich mich unbekleidet nicht mehr wohl. Gut zehn Schritte vor mir liegt ein Wäscheberg im Sand, zwischen diesem Bündel glänzen silbern meine beiden Neunmillimeterpistolen. Mir kommt der Gedanke, sie zu benutzen und mich in eine Schießerei zu stürzen, die ich unmöglich überleben kann, doch beinah zeitgleich folgen Tonis Worte, mit denen er mich auffordert nichts leichtsinniges zu tun. 

Mit langsamen Schritten nähere ich mich meiner Hose und den Waffen, es ist nicht das erste Mal, dass ich mich in Gefahr bringen würde, nur damit er auftaucht, um mich zu schützen und ich ihn damit zwinge, in meiner Nähe zu bleiben. 
Als ich mich nach der Hose bücke, nehme ich zuerst die beiden Pistolen an mich, ich betrachte die Griffe aus Elfenbein und die Läufe mit dem eingravierten Wolfsrudel darauf. Aaron hat sie mir für den ersten großen Auftrag geschenkt, sie haben mich inzwischen in etlichen Schießereien begleitet und auch wenn ich längst nicht so gut mit ihnen umgehen kann, wie Toni, so haben sie mich bisher immer am Leben gehalten. 
Ich wende meinen Blick von den Waffen ab und folge mit den Augen, den übrig gebliebenen Spuren im Sand, die Toni hinterlassen hat. Was mache ich hier eigentlich? Ich tue ihm Gedanklich schon wieder Unrecht an. 
"Werd endlich erwachsen!", sage ich mir selbst und hebe meine Unterhose auf, ich ziehe sie mir an und lasse meine Hose und den Gürtel unbeachtet liegen, dann folge ich Tonis Spuren im Sand. 
"Ich will ein Mafiaoberhaupt sein und komme nicht mal damit klar, dass mein Leibwächter mal Urlaub braucht", murmele ich vor mich hin und versuch mir einzureden, dass nicht mehr dahinter steckt, um irgendwie mit der Situation umgehen zu können.
Tonis Fußspuren im Sand enden an dem Steg, der zu Raphaels Villa führt. Die Garage steht offen, einer der drei Stellplätze ist frei. Sicher hat Toni dort seinen Mustang geparkt gehabt. Frische Reifenspuren sind im Sand zu sehen, er hat ordentlich Gas gegeben, als er verschwunden ist. Die weißen Kieselsteine des Weges vor der Villa, sind bis in die hintersten Winkel der Garage geflogen. Na hoffentlich ist er es nicht, der sich jetzt in Schwierigkeiten bringt. 
Ich folge die Reifenspuren im Sand mit den Augen, bis sie sich auf der nahen Straße verlieren. Einen Moment überlege ich, ob ich ihm hinterher fahre, doch dann verwerfe ich den Gedanken wieder. Toni ist niemand, der sich unüberlegt in Gefahr bringt, außerdem ist die Stadt viel zu groß, um einen Mann zu finden, der nicht gefunden werden will. Mir bleibt nichts anderes übrig, als auf seine Rückkehr zu warten, wann immer das sein wird.

Ich gehe in die Garage und quetsche mich an Raphaels Viper und Susens Kombi vorbei, dabei stolpere ich über einige Gartenfackeln, die vom letzten Grillfest übrig geblieben sind, ich stoße mir den großen Zeh und fluche laut vor Schmerz. Diese verdammte Unordnung hier, Raphael kann ruhig mal wieder aufräumen. Ich reibe mir über den Zeh, doch der Schmerz will nur unmerklich nachlassen, ich setzte meinen Weg humpelnd fort, schließlich erreiche ich die Tür, die ins Wohnzimmer führt, neben ihr ist ein weißer Schalter angebracht. Ich betätige ihn mit dem Griff meiner Pistole, da ich beide Hände voll habe. Knarrend setzt sich das Garagentor in Bewegung. Raphael kann es nicht leiden, wenn wir das Tor offen stehen lassen, immerhin ist die Tür ins Wohnzimmer nicht abgeschlossen und jeder hat dann freien Zugang in sein Haus.
Als sich das Garagentor geschlossen hat, öffne ich die Tür und trete ins Wohnzimmer. Ich folge den Stimmen, die eindeutig aus der Küche kommen. Das Klappern von Besteck verrät mir, das Raphael und Susen wohl gerade beim Mittagessen sind. Ich durchquerte das Wohnzimmer und betrete die Küche. Raphael und Susen sehen von ihren Tellern auf, beide mustern mich von oben bis unten. Scheinbar wundern sie sich darüber, dass ich nur meine Unterhose und Hemd an habe, doch keiner von beiden verliert ein Wort darüber. Sie brauchen keine Bestätigung dafür, was ich mit Toni am Strand die ganze Zeit über getrieben habe, immerhin wissen sie davon, was zwischen ihm und mir läuft. 
Ich vermeide es einen Blickkontakt mit ihnen aufzubauen und gehe ohne Umwege zum Stuhl meines Bruders, ich lege ihm beide Pistolen neben den Teller und sage ihm ernst:
"Pack die weg, bevor ich irgend etwas unüberlegtes tue!" Nur kurz wage ich es ihn anzusehen, um zu erkennen, ob er mich verstanden hat. Seine rechte Augenbraue zieht er nach oben und sieht mich irritiert und verständnislos an, seinen letzten Bissen kaut er nicht zu ende, er will etwas sagen, aber er hat den Mund zum Sprechen zu voll. Gut so, so entkomme ich der Situation, ohne Fragen beantworten zu müssen. Ich drehe mich um und lege nur noch einen kurzen Zwischenstopp am Kühlschrank ein. Von der Nummer mit Toni brennt mir die Kehle und mein Magen dreht sich schon vor Hunger um, wenn ich mit ihm geschlafen habe, kann ich immer ganze Schweine verdrücken. 
Ich finde im Kühlschrank eine Flasche Milch und ein geschmiertes Sandwich, das scheinbar vom Frühstück übrig geblieben ist, beides nehme ich an mich und werfe den Kühlschrank mit dem Ellenbogen wieder zu, dann lasse ich die Küche hinter mir. 

Erst jetzt hat Raphael seine Fassung wieder gefunden, ich höre, wie er von seinem Stuhl aufsteht und meine Pistolen vom Küchentisch nimmt, seine Schritte folgen mir.
"Enrico, was soll der Kindergarten? Ich dachte ihr hättet euch wieder vertragen?", will er von mir wissen, als er mich eingeholt hat. 
"Ich habe einen neuen Streit angefangen!", erkläre ich ihm wahrheitsgemäß und mit gefühlloser Stimme, mich überrascht, wie kalt mich die Situation im nachhinein lässt, meine Schutzmauer ist wirklich dick geworden, um alle die schlechten Gefühle so sicher zu verschließen, im verdrängen bin ich inzwischen ein Meister geworden. Raphael seufzt kapitulierend, während er mich vorwurfsvoll ansieht. 
"Wo ist er hingefahren?", will er wissen, anscheinend hat er Tonis Flucht vom Strand gehört. 
"Ich hab keine Ahnung! Er will mit Anette und Kira Urlaub von mir machen." Wieder zieht Raphael eine Augenbraue in die Höhe. Es kommt selten vor, dass einer von uns beiden sich um die Familie kümmert, wobei Toni das noch öfter tut als ich, trotzdem muss dann fast immer etwas passiert sein. 
"Was hast du ihm den an den Kopf geworfen?" Raphaels Stimme nimmt einen besorgten Unterton an, er weiß genau so gut wie ich, dass Toni nach einem Streit mit mir, genau ebenso im Stande ist sich in Schwierigkeiten zu bringen, wie ich das kann. 
"Ich hab ihm gesagt, dass ich ihm seit der Sache mit Michael nicht mehr vertrauen kann", erkläre ich meinem Bruder kurz und bündig und laufe in einem unnötig großen Bogen um ihn herum. 
"Enrico!", ruft er mir nach. Sein Tonfall ist resignierend und vorwurfsvoll. Das Thema wird er nicht so stehen lassen, ich zähle in Gedanken die Sekunden mit, die er brauchen wird, bis er mir einen Vortrag hält. 
Eins, zwei, ... drei:
"Das hat er nicht verdient. Er macht sich schon selbst genug Vorwürfe deswegen. Was hätte er denn tun sollen? Eure Kinder sterben lassen, um dich zu schonen?"
"Nein!", entgegne ich Raphael und lauf weiter, bis ich die langgezogene, braune Kommode erreiche, auf der eine Lampe mit einem Glasmosaikschirm und einem schwarzen Telefon steht, auf ihr stelle ich den Teller mit den Sandwich ab und lege mir die Flasche Milch an die Lippen.
"Warum quälst du ihn dann damit? Er hatte schon genug Nervenzusammenbrüche, wegen der Geschichte!" Ich trinke die Flasche in einem Zug leer und stelle sie dann geräuschvoll auf der Kommode ab. 
"Ich weiße es doch!", schreie ich Raphael an, als ich wieder zu Atem gekommen bin, "Mir ist bewusst dass ich wieder Scheiße gebaut habe. Nimm einfach die Pistolen und lass mich zufrieden!" Ohne, dass ich es beabsichtigt habe, werde ich mit jedem Wort lauter und aggressiver, ich brauche jetzt keine Moralpredigt, viel wichtiger ist es, dass ich nicht wieder durchdrehte und New Yorks Straßen unsicher mache. Wenigstens ein Mal will ich etwas richtig machen.
Ich spüre noch lange Raphaels wütenden Blick auf mir, er scheint darüber nachzudenken, ob er mir die Meinung geigt, oder ob er mich wirklich besser in Ruhe lässt, schließlich entscheidet er sich für letzteres und trabt zurück in die Küche. Ich kann hören, wie er sich mit Susen über mich unterhält, doch mehr als Wortfetzen und meinen Namen, kann ich ihrem Gespräch nicht entnehmen. 

Was tue ich jetzt? Ich weiß mir keinen Rat und stütze mich mit den Ellenbogen auf der Kommode ab, mit den Händen fahre ich mir durch die Haare und raufe sie mir. Ich bin so ein Idiot, immer wenn es mit Toni mal schön ist, versaue ich es mir, indem ich irgendwas unpassendes anspreche. Wir hätten es uns am Strand schön machen können, vielleicht hätten wir seid langem mal wieder einfach nur zusammen sein können, stattdessen fallen wir wie Tiere übereinander her, kämpfen darum, wer oben liegen darf und geraten anschließend in einen neuen Streit. Das ist doch krank, wir wollen doch beide nur die Nähe des anderen und stoßen uns trotzdem ständig gegenseitig weg. Seit dieser elenden Zeit im Käfig ist zwischen uns nichts mehr, wie es mal war, nicht einmal der Urlaub in der Karibik, hat daran etwas ändern können.
Ich raufe mir erneut die Haare und versuche vergeblich wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Was wenn er jetzt so sauer ist, dass er mit hoher Geschwindigkeit in irgend ein anderes Fahrzeug gerast ist? Ich kenne seinen Fahrstil, wenn er wütend ist und die Straßen sind um diese Urzeit vom Berufsverkehr verstopft, ich bezweifle stark, das Toni im Moment die Nerven hat, im Stau zu stehen. Ob er wirklich zu Anette und seiner Tochter nach Hause gefahren ist? Vielleicht kann ich ja da ansetzen, um zumindest zu erfahren, ob er dort heil angekommen ist. Ich schiele zum Telefon, die Nummer kenne ich auswendig, ich brauche sie nur wählen, allerdings stehen die Chance fünfzig zu fünfzig das Judy den Hörer abnimmt. Ich seufze ergeben, was habe ich denn schon für eine Wahl? Ich nahm den Hörer in die Hand und wähle die Nummer. Während ich auf das Freizeichen warte, greife ich nach dem Sandwitch und beiße einmal ab, ich schlucke den Bissen in einem Stück hinunter, ohne ihn zu zerkauen, gierig schlinge ich das ganze Sandwich hinunter, noch bevor sich jemand am anderen Ende der Leitung meldet. 
"Ja?" Ich erkenne Anette sofort an ihrer weichen Stimme und atme erleichtert durch, wenigstens habe ich nicht gleich Judy an der Strippe, von ihr würde ich keine einfache Antwort bekommen:
"Ist Toni bei euch?"
"Enrico?", erkundigt sich Anette ungläubig, obwohl ich mir sicher bin, dass sie meine Stimme genau erkannt hat. 
"Ja, wer sonst?", entgegne ich ungeduldig, habe ich mir von Anette doch eine schnelle Antwort erhofft. Ich kann hören, wie sie die Hand auf den Hörer legt, um ihre Stimme zu dämpfen, während sie sich mit jemanden im Hintergrund unterhält. Ich kann den Wortlaut des Gespräches nicht verstehen, aber Tonis Stimme erkenne ich trotzdem. Erleichtert atme ich durch, er ist tatsächlich nach Hause gefahren, auch wenn mich die Schnelligkeit überrascht, mit der er dort angekommen ist, so bin ich doch froh, dass ihm nichts passiert ist.
Ich höre ein rascheln in der Leitung, Anette nimmt die Hand vom Hörer und richtet mir aus:
"Er will nicht mit dir sprechen!"
"Ich auch nicht mit ihm!", kommt mir ganz automatisch über die Lippen, obwohl ich eigentlich etwas anderes sagen will, doch Tonis sture Art, macht mich schon wieder wütend. Anettes Worte haben einen Vorwurfsvollen Unterton, sie ist scheinbar genau so sauer auf mich, wie Toni. Ob sie wohl schon miteinander gesprochen haben? Ich schiebe meinen Zorn bei Seite und zwinge meine Stimme zur Ruhe.
"Ich wollte nur wissen, ob er heil bei euch angekommen ist. Pass bitte auf ihn auf, ja?", bitte ich sie.
"Werde ich!", ist Anettes kurze Antwort. Ihr scheint noch etwas auf den Lippen zu liegen, was sie nur mit Mühe unausgesprochen hinunter schlucken kann, sie ist nicht der Mensch, der Vorträge hält, trotzdem gehen ihr die ständigen Streitereien von Toni und mir sicher mittlerweile auf die Nerven, immerhin ist sie es, die Toni danach aufbauen muss, dabei hat sie genug eigene Probleme. 
"Wer ist das?", höre ich die aufgebrachte Stimme meiner Frau im Hintergrund. Hoffentlich sagte Anette ihr nicht, dass ich es bin, bitte ich umsonst. 
"Dein Ehegatte!", knurrt sie verächtlich und reicht den Hörer weiter. 
"Was will er denn?", höre ich Judy verwirrt fragen, auch für sie ist es ungewohnt, dass ich zu Hause anrufe. 
"Wissen, ob Toni bei uns ist", erklärt Anette ihr. Ich hebe den Hörer vorsorglich von meinem Ohr weg, Judys laute Stimme dröhnt trotzdem noch klar und deutlich genug, dass ich jedes Wort verstehen kann:
"Hast du eigentlich gar keine anderen Sorgen mehr? Wo steckst du schon wieder? Du hast deinem Sohn versprochen Zeit mit ihm zu verbringen, er hat den ganzen Tag deinetwegen geheult. Du haust einfach ab und lässt uns wie blöd dastehen. Der Teufel soll dich holen River! Komm du mir nach Hause, dann ..." Es wird höchste Zeit, mir etwas einfallen zu lassen und sie zu unterbrechen, aber mit was? Ich brauche ein Friedensangebot, wenn ich nicht auch noch Judy vertreiben will. Augenblicklich fallen mir Tonis Worte ein, dass ich mich doch endlich um meine Familie kümmern soll, vielleicht ist das ja die rettende Idee.
"Ich bin bei Raphael!", werfe ich ein, doch Judy faucht ohne Punkt und Komma weiter.
"Ist mir egal, komm nach Haus! Sofort!“
"Warum kommst du nicht mit den Kindern hier her?", versuche ich ruhig dazwischen zu werfen, ich gebe mir nicht die Mühe Judy übertönen zu wollen. Sie hört mir sowieso nicht zu, wenn ich schreie. Judy verstummt, scheinbar muss sie erst einmal meine Worte und ihre Bedeutung überdenken.
"Warum sollte ich?", will sie schließlich schnippisch wissen. Sie ist gebändigt, zumindest für den Moment, jetzt muss ich nur noch die richtigen Worte finden:
"Das Wetter ist so schön und wir waren so lange schon nicht mehr zusammen hier, schon gar nicht mit den Kindern. Ich plündere Raphaels Kühlschrank und wir machen es uns am Strand mit einem Picknick schön, nur wir vier!"
"Ist das dein Ernst?", will sie misstrauisch wissen.
"Ja sicher! Wann könnt ihr hier sein?", entgegne ich ihr zuversichtlich. 
"Mhm, ich weiß nicht ..." Während Judy noch überlegt, höre ich Schritte hinter mir, ich drehe mich um und sehe in das wütende Gesicht von Susen. Warum sieht sie mich denn so finster an? Ihr Blick geht von mir quer durch das Wohnzimmer, bevor er wieder er wieder auf mich fällt und sie mich anknurrt:
"Man Enrico, ich habe gerade erst gewischt!" Ich verstehe nicht, was sie von mir will, bis ich ihrem Blick folge, das ganze Wohnzimmer ist voller Sand, er liegt im Abstand meiner Schritte auf den Dielen und rieselt noch immer von meinem Körper. Mit einem verlegen Blick sehe ich sie entschuldigend an.
"Enrico? Was ist denn bei dir los?", will Judy wissen. Sie hat Susens Geschrei sicher mitgehört. 
"Ich hab Susens Wohnzimmer versaut!", erkläre ich ihr und hoffe noch immer, dass mein Charme ausreichte Susen zu beschwichtigen. 
"Mit was?", fragt Judy.
"Sand!"
"Das machst du sauber und dich gefälligst auch!", schimpft Susen weiter. Sie stemmt die Arme in die Seite und sieht mich ernst und eindringlich an, ich grinse sie noch immer verlegen an, versichere ihr aber zeitgleich:
"Mach ich sofort!" Das scheint sie zu beschwichtigen, denn sie dreht mir den Rücken zu und trabt genervt zurück in die Küche, jedoch nicht ohne noch ein paar Flüche zu brummen.
"Wie im Kindergarten hier. Schneit hier rein und benimmt sich, als wenn er hier zu Hause wäre." Ich muss über ihre Worte schmunzeln. Ich gehöre hier schon zum Inventar, daran müsste sie sich langsam gewöhnt haben.
"Hey sei froh dass es kein Blut ist und du ihn nicht wieder zusammenflicken musst!", entgegnet Raphael ihr, als sie in sie näher kommt. Ich höre, wie er seine Zeitung aufschlägt und sich in seinem Stuhl zurück lehnt. Na zumindest er sieht es mit Humor.
"Ha, ha, sehr witzig", knurrt Susen, der weniger zum Lachen ist, "Wir haben uns letzte Woche erst ein neues Sofa kaufen müssen, weil die Blutflecken nicht mehr raus gegangen sind."
"Das habe ich ja wohl bezahlt!", rufe ich Susen zu, die sich im Gehen wendet und mir einen mahnenden Blick zuwirft. Ich setze mein breites Grinsen von eben auf, sie kontert es mit einem Kopfschütteln und geht zu Raphael in die Küche.

"Enrico, he hörst du mir zu?", mischt sich Judys Stimme in meine Gedanken. 
"Ja!", entgegne ich ihr, bevor sie wieder wütend wird, auch wenn es nicht stimmt, habe ich doch kein Wort von dem gehört, was sie gesagt hat.
"Ich versuche in zwei Stunden da zu sein und dann will ich wissen, was du mit Toni am Strand getrieben hast, dass ihr überall Sand kleben habt! Ich schwöre ich kastriere dich!", mit dem Verhallen ihrer letzten Worte legt Judy auf. Ich schlucke schwer, weiß sie etwa etwas von dem, was Toni und ich getrieben haben? Mir tut noch alles vom Letzten Mal weh, als sie mir eine Nacht mit ihm heimgezahlt hat. Das Picknick muss traumhaft und meine Ausrede glaubhaft werden, um sie davon abzuhalten mich noch einmal am Bett anzubinden und mich grün und blau zu reiten. Ich seufze schwer, dann lege ich den Hörer auf die Gabel und gehe zur Wendeltreppe, die in den ersten Stock führt. Susen hat recht, ich brauche dringend eine Dusche, um die Spuren der verbotenen Tat zu beseitigen.


Zuletzt von Enrico am Mi Jul 18, 2012 10:42 am bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: 2. Kapitel ~Eine Frage des Vertrauens~   2. Kapitel ~Eine Frage des Vertrauens~ EmptyDi März 29, 2011 11:08 am

Das war ja mal wieder total typisch. Mal wieder so eine Szene in der du denkst alles unter Kontrolle zu haben ... lol. Kam mir schon irgendwie sehr bekannt vor. Bin mal gespannt wie es weiter geht. Ich denke mir erstmal meinen Teil und warte, bis du wieder was neues reingestellt hast.

knuddel dich
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BeitragThema: Re: 2. Kapitel ~Eine Frage des Vertrauens~   2. Kapitel ~Eine Frage des Vertrauens~ EmptyDi März 29, 2011 11:11 am

Och wie schade^^. Ich dachte du sagst mir gleich was dazu. Ja, weiß schon, ich und mein zwanghaftes Verhalten unbedingt die Kontrolle behalten zu wollen. Weiß auch noch nicht genau ob dus geschafft hast, mir das in der Nacht auszutreiben. Tu mich sichtlich schwer das hier zu schreiben. Ist eben wieder mit so vielen Gefühlen verbunden ... (naja du weißt sicher was ich meine)
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BeitragThema: Re: 2. Kapitel ~Eine Frage des Vertrauens~   2. Kapitel ~Eine Frage des Vertrauens~ EmptyFr Jun 15, 2012 11:01 am

Wollt dir nur noch mal schreiben, dass ich jetzt den Rest davon auch noch gelesen habe.
Bisher ist alles stimmig.
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BeitragThema: Re: 2. Kapitel ~Eine Frage des Vertrauens~   2. Kapitel ~Eine Frage des Vertrauens~ EmptyFr Jun 15, 2012 11:49 am

Dank dir für die Info und fürs lesen, war ja nicht gerade wenig. Im Moment habe ich so viele Sachen im Kopf, dass ich den ganzen Tag schreiben könnte.
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