Die Wölfe ~Das Schreibforum~
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Enrico
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BeitragThema: Nachts ...   Nachts ... EmptySa Jan 15, 2011 6:45 pm

Ich war sofort eingeschlafen. Der Tag war lang gewesen. Eine Schießerei mit den Drachen, eine Verfolgungsjagd mit der Polizei. Das übliche eben!
Ich war mit Toni mehr als 36 Stunden unterwegs gewesen. Ein ganz normaler Tag für uns, aber langsam wurde ich zu alt für den Scheiß. Ich hätte mir ein etwas ruhigeres Leben gewünscht, aber wie ruhig konnte es schon werden, wenn man das Oberhaupt der Mafia war? Ich hatte es aufgeben davon zu träumen. Ich war schon froh, wenn ich einen weiteren Tag überlebt hatte und die Menschen, die ich liebte, in Sicherheit wusste.

Heute hätte ich Toni fast verloren. Sie hatten versucht ihn von der Straße abzudrängen, als er mir zur Hilfe kam. Der Abhang war nah gewesen. Viel zu nah!
Ich träumte fast jede Nacht davon, dass er sein Leben für das meine gab. Auch jetzt wieder:
Ich hielt seinen sterbenden Körper in meinen Armen. Sein Blut durchdrängte meine Klamotten und lief mir über die Hände. Er sah mich durch seine smaragdgrünen Augen ein letztes Mal an und lächelte dabei. Er wollte noch etwas sagen, aber er schaffte es nicht mehr. Die Worte, die seine Lippen formten, blieben tonlos. Seine Augen verdrehten sich ins Weiße, seine Atmung setzte aus.
Leere drängte jeden meiner Gedanken beiseite. Schmerz erfüllte mein Herz, meine Kehle schnürte sich zu. Ich wusste, dass ich nur träumte, dennoch füllten sich meine Augen mit Tränen. Genau so, konnte es jeden Tag geschehen! Seit 21 Jahren trug ich diese Angst mit mir herum und sie würde mich begleiten, so lange wir beide am Leben waren. Ich hatte schon so viele Freunde begraben müssen, aber sein Verlust, würde mich vernichten.

Schweißgebadet wachte ich auf. Ich sah mich um, aber niemand war hier. Der Platz neben mir war leer. Judy schlief schon lange nicht mehr hier. Wir waren nur noch auf dem Papier verheiratet. Dass ich Toni den Vorzug gab, hatte sie mir nicht verzeihen können und vielleicht war das auch gut so. Nur nachts fehlte mir ihre Nähe. Ihr Atem und ihr warmer Körper, waren, nach solchen Alpträumen, immer ein Trost gewesen.

Im Zimmer nebenan, schlug die Tür zu. Toni war noch wach? Ich hatte damit gerechnet, dass er eben so schnell eingeschlafen war, wie ich. Was hatte er wohl so spät noch getan? Mein Blick glitt über die zusammengelegte Decke neben mir. Obwohl ich sie nicht angerührt hatte, waren auf ihr zwei Abdrücke zu sehen. Beinah so, als wenn jemand auf ihr gekniet hätte. Auch das Kopfkissen war zerdrückt. Augenblicklich sah ich zur Zimmertür. Ich war mir ganz sicher, sie geschlossen zu haben, warum also stand sie jetzt offen? War er etwa hier gewesen? Irritiert betrachtete ich den Spalt, zwischen der Tür und dem Rahmen. War er etwa abgehauen, als ich aufwachte?
Dieser Idiot! Ich hätte ihm schon nicht den Kopf abgerissen. Ich sehnte mich eben so nach ihm, wie er sich nach mir. Ich schlich mich doch selbst immer wieder in sein Zimmer, um ihm heimlich beim Schlafen zu beobachten. War ihm das denn so peinlich? Ich schüttelte den Kopf über ihn und schob die Decke beiseite. Ob er noch wach war, wenn ich jetzt zu ihm ging?

Ich beschloss es einfach zu tun und stand auf. Vielleicht konnte ich ja endlich einmal durchschlafen, wenn ich seine Wärme fühlen, ihn riechen konnte, wenn ich spürte, dass es ihm gut ging. Wie benommen taumelte ich zur Tür. Ich hatte höchstens eine halbe Stunde geschlafen und fühlte mich wie erschlagen. Jeder Knochen tat mir weh und meine Augen brannten, von den vielen Stunden, in denen ich sie nicht zu schließen gewagt hatte. Ein Glück, war es nicht weit bis in sein Zimmer. Im Dunkeln stolperte ich über irgendetwas, das am Boden lag. Gerade noch so konnte ich mich abfangen und an einem meiner Regale festhalten. Meine verfluchte Unordnung. Irgendwann brach ich mir hier den Hals. Seit Judy nicht mehr aufräumte, sah es hier wieder aus, wie vor ihrem Einzug. Alles, was ich nicht brauchte, lag auf dem Boden. Knurrend trat ich die Hose bei Seite, über die ich gestolpert war und erreichte endlich die Tür. Der Weg zu ihm war ungefährlicher. Auf dem Flur gab es keine Unordnung, ebenso wenig wie in seinem Zimmer. Als ich die Tür aufschob, war alles ruhig. Im fahlen Mondlicht konnte ich seine Umrisse auf dem Bett erkennen. Seine starke Schulter, die schwarzen Haare, die lockig ins Kissen fielen. Er lag mir mit dem Rücken zugewandt. Sein gleichmäßiger Atem erfüllte den Raum. Er schlief doch nicht wirklich, oder?
Auf Zehenspitzen schlich ich mich ins Zimmer und schloss die Tür sacht nach mir. Keine Reaktion! Er tat doch nur so, oder? Ich lief weiter, bis zu seinem Bett. Toni schlief schon seit langem allein. Ob er es nicht mehr mit Anette oder Anette nicht mehr mit ihm ausgehalten hatte, wusste ich nicht, aber es vereinfachte unsere Situation enorm. Wenn wir den Schein nicht hätten waren müssen, hätten getrennte Zimmer sicher schon längst der Vergangenheit angehört. Davon ging ich zumindest aus. Andererseits, warum war er dann wieder hier her zurück, anstatt bei mir zu bleiben. Manchmal wurde ich nicht schlau aus ihm. Aber jetzt war ich einmal hier. Meine unsicheren Gedanken schob ich beiseite. Da musste er jetzt durch, war ich mir doch sicher, dass mich seine Anwesenheit geweckt hatte. Warum also sollte ich ihn schlafen lassen?
Ich kniete mich hinter ihm auf die Decke. Wie so oft, benutzte er sie nicht. Er hatte sich einfach fallen gelassen. Ein weiteres Indiz, dass es schnell gehen musste, als er aus meinem Zimmer geflüchtet war?
Als sich die Matratze unter meinem Gewicht senkte, erwartete ich endlich eine Reaktion, aber wieder nichts.
“Du tust doch nur so! Schwindler!”, flüsterte ich ihm zu und rückte bis zu ihm auf. Meinen rechten Arm legte ich ihm über den freien Oberkörper und drückte mich an seinen Rücken. Seine Wärme durchdrang den Stoff meines Hemdes mühelos. Er rührte sich noch immer nicht, aber sein Atem war deutlich schneller geworden.
“Mein Bett war dir wohl nicht gemütlich genug, was?”, hauchte ich ihm in den Nacken. Mit meiner freien Hand, fuhr ich ihm durch die Haare. Sie fühlten sich weich und seidig an. Im Licht des Mondes bekamen sie einen bläulichen Schimmer. Ich liebte es, sie durch meine Finger gleiten zu lassen.
“Woher willst du wissen, dass ich bei dir war?”, fragte Toni herausfordernd. Ich wusste er schlief nicht!
“Du hast deutliche Spuren hinterlassen”, entgegnete ich ihm und musste mir ein Lachen verkneifen, als ich ihm meine Anhalspunkte gab, “Du hast Abdrücke auf meiner zweiten Decke hinterlassen und du hast die Tür vergessen zu schließen.” Ich küsste mich seine Wirbelsäule entlang. Sein wilder Geruch erfüllte meine Nase. Ich genoss es ihn einzuatmen, ihn zu riechen, ihn zu schmecken. Ich schloss meine schmerzenden Augen und lehnte meine Stirn gegen seinen Rücken. Mit dem Arm zog ich ihn enger an mich. So wollte ich einschlafen und den Tag und seine Schrecken vergessen.
“Enzo, so kann ich nicht pennen”, knurrte Toni. Er drehte seinen Oberkörper in meine Richtung und nahm mir den Halt seines Rückens. Ich fiel mit dem Kopf in sein Kissen. Wie gemein, war ich doch schon fast eingeschlafen.
“Warum nicht?”, murmelte ich und hatte damit zu kämpfen, die Kraft für eine verständliche Lautstärke, aufzubringen. Selbst das Sprechen fiel mir in diesem Zustand schwer.
“Drei mal darfst du raten!” Auch das noch! Ich wollte nicht raten. Ich wollte nicht einmal nachdenken. Ich spürte Tonis lüsternen Blick auf mir und seufzte gequält. Ich war keine zwanzig mehr, um mich nach so einem Tag, noch auf ihn einzulassen und er doch auch nicht.
“Können wir das nicht auf Morgen früh verschieben? Meine alten Knochen brauchen neben dem Beischlaf, auch mal richtigen Schlaf!”, bat ich ihn.
“Dann geh doch in dein Zimmer”, schlug Toni vor. Dieser gemeine Kerl. Wäre ich hier, wenn ich bei mir schlafen wollte?
“Ich will aber bei dir b …”, meine letzten Worte verloren sich tonlos auf meinen Lippen. Ich hatte gar nicht die Kraft, jetzt aufzustehen und wieder zu verschwinden.
Toni seufzte ergeben. Er drehte sich ganz zu mir um. Seine warme Hand legte sich um meine Wange. Ich wollte aufsehen, um zu erkennen, was er tun wollte, aber meine Augen waren zu schwer. Seinen heißen Atem konnte ich im Gesicht spüren. Seine weichen Lippen legten sich auf meine. Ein flüchtiger Kuss, dann legte er seine Arme um mich. Er bettete seinen Kopf auf meiner Schulter. Meine Hände legte ich ihm auf den Unterarm, um sicher zu gehen, dass er nicht verschwinden würde. Ich lauschte seinem Atem, der immer gleichmäßiger wurde. Von wegen, er konnte so nicht einschlafen. Ein tiefer Frieden legte sich über mich, während ich ihm noch einmal durch das Haar fuhr, und seinen Duft einzog. So wie jetzt, hätte es immer bleiben sollen …
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BeitragThema: Re: Nachts ...   Nachts ... EmptySo Jan 16, 2011 12:19 pm

Hi Schnuckel,
hast du das jetzt erst noch überarbeitet?
Ich würde ja mal sagen ja, oder?
Also das mit dem Abhang, kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich denke, in solch einer Situation befand ich mich wirklich mal. Besonders, weil ich mal von so etwas geträumt habe, ich glaub das war sogar erst vor zwei oder drei Wochen. Ich wusste nur nicht wohin ich das stellen soll. Na ja, jetzt weiß ich wenigstens woher der Traum kam. Ich bin danach auch schweißnass aufgewacht, so wie du in deinem Geschriebenen hier.

Und ich kann dir versichern, ich fand es immer schön, wenn du zu mir ins Zimmer gekommen bist. Ich habe zwar gesagt, ich könnte dann nicht einschlafen, aber das stimmt nicht so wirklich. Es war schön wenn du da warst ... ich konnte es eben nicht immer so deutlich sagen. Tut mir leid.

Ach ja, und wegen dem Hund, was Raph dir ausrichten sollte, ich glaube es war ein schwarzer Schäferhund, bzw. ein Mischling. War jedenfalls groß mit einre langen Schnauze. Nur schade, dass das Tier nicht alt geworden ist. Ich hab das gestern gesehen, wie ich mit ihm am Hafen spazieren gegangen bin. Ich denke mal, das war lange nach der Zeit von Michael und so.

Knuddel dich mal
hab dich lieb
dein Toni
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BeitragThema: Re: Nachts ...   Nachts ... EmptySo Jan 16, 2011 12:31 pm

Hey Hübscher,

nein ich habe das nicht noch mal überarbeitet, dass war es ja, was mich so erstaunt hat. Es klang schon einfach gut geschrieben und das obwohl ich es vor so langer Zeit geschrieben haben muss, dass ich mich gar nicht mehr daran erinnern kann. Naja gut im Ich fällt es mir auch leichter aber trotzdem. Freut mich auf jeden Fall, dass es dir gefallen hat.

Was hast du denn im Zusammenhang mit dem Abhang geträumt?

Zitat :
Es war schön wenn du da warst ... ich konnte es eben nicht immer so deutlich sagen. Tut mir leid.
Ja, bin es ja nicht anders gewohnt ...

Ein Schäferhundmix also. Naja mir fällt jetzt nicht wirklich etwas dazu ein. Aber wenn du sagst dass er ohnehin nicht lange gelebt hat, dann wird das bei mir vielleicht einfach nicht hängen geblieben sein. Aber kann mir schon vorstellen das wir nach der Zeit mit Michael uns auch mal etwas gegönnt haben^^ und wenn es eben nur ein Haustier war. Kann mir dich schon mit einem Hund spazieren gehend vorstellen.

knuddel.
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BeitragThema: Re: Nachts ...   Nachts ... EmptySo Jan 16, 2011 1:13 pm

Na ja, ich habe gesehen, dass ich mit dem Auto extem scharf am Abgrund langgeschliddert bin. War also knapp davor hinunter zu stürzen. Ich glaub das rechte Vorderrad hing sogar bereits in der Luft. Kann aber auch sein, dass ich wirklich abgestürzt bin, ich bin nachdem ich den Abgrund gesehen habe, ja aufgewacht. Aber wenn ich wirklich abgestützt bin, dann wars aber nicht so schlimm. Jedenfalls nicht für mich ... aber für meinen Wagen ... schnief.


Edit: Dafür dass du das nicht überarbeitet hast, find ich es wirlich sehr gut geschrieben. Gefällt mir wirklich noch viel besser, als wenn du in der Erzählerperspektive schreibst.
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